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ferner Hütten oder Wohngruben. Außerdem erscheint in der neolithischen Periode zum
ersten Male ein neue früher unbekannte Kategorie von Denkmälern, nämlich die Gräber,
welche von nun an das reichste archäologische Material liefern. Es ist wahrscheinlich,
daß erst in dieser Epoche die religiösen Vorstellungen eines jenseitigen Lebens zu keimen
begannen, was die Veranlassung gab, daß man den Todten die Gegenstände des
alltäglichen Lebens mit ins Grab legte.
Von allen erwähnten Arten der Wohnungen des neolithischen Menschen in
Galizien wurden bis jetzt am gründlichsten die Höhlenwohnungen in der Nähe von
Krakau erforscht. Wir erkennen dort, daß die ältesten, am wenigsten ausgebildeten und
sich am meisten den palaeolithischen nähernden Steinwerkzeuge in denjenigen Höhlen des
Krakauer Gebirgszuges vorkommen, in welchen eben die Denkmäler des palaeolithischen
Menschen getroffen wurden, sowie in den unmittelbar südlich benachbarten, also in den
Höhlen.- Maszycka, Mammutshöhle, Wierzchowska, Bxbtowska n. s. w. Je mehr wir
gegen Süden vorrücken, desto größeren Fortschritt erblicken wir. In den Höhlen zu
Kobylany, Bolechowiee oder Podskalany finden wir mehr ausgebildete Artesacte als
iu den früher erwähnten, und in den Höhlen der Gebirgsschlucht bei Muiköw Denkmäler
noch höherer Cultur. Aus diesen Wahrnehmungen kann man schließen, daß die neolithische
Bevölkerung in der Gegend von Krakan langsam von Norden gegen Süden vorrückte.
Die Steinwerkzeuge, deren sich der neolithische Einwohner der Maszyeka, Wierzchowska
und Bxblowska und anderer benachbarter Höhlen bediente, unterscheiden sich von denen
der palaeolithischen Periode mir dadurch, daß sie kleiner und geschickter gemacht sind.
Es kommen bereits manchmal — wiewohl noch selten — geschliffene Steinwerkzeuge,
wie Steinhämmer und Steinbeile in Gestalt länglicher flacher Keile vor, welche vermittelst
Bast oder Darm an einem hölzernen Schaft befestigt waren.
Durchbohrung und Glättnng der Steine und Werkzeuge brachte man wahrscheinlich
mit Hilfe vou Sand, Wasser nnd einer entsprechenden Vorrichtung aus Holz und Darm-
saiten zu Stande. Neben den Werkzeugen aus Stein waren wie in der vorangegangenen
prähistorischen Periode auch Artesacte aus Hirschhorn, z. B. Hammer und Handgriffe,
sowie aus Knochen, z. B. Pfriemen zum Nähen der Bekleidung aus Thierhänten und
dergleichen Geräthe im Gebrauch. Zum ersten Male kommen jetzt sogenannte Mühlsteine,
das heißt große, ausgehöhlte Steinplatten zum Zeriualmeu der dürren Getreidekörner,
sowie Thonscherben vor, ein Beweis, daß sich der Mensch in der Töpferei zn versuchen
und Ackerbau sowie Viehzucht zu treiben begann.
Die Gefäße wurden aus Thou iu der Hand ohne Hilfe einer Vorrichtung geformt.
Sie haben überwiegend die Gestalt halbkugeliger Schüsseln oder Töpfe ohne Henkel. An
einigen Gefäßen erblicken wir Verzierungen in Gestalt von Reihen kleiner Vertiefungen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch