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aus neun Theilen Kupfer und einem Theil Zinn zusammengesetzte Legirnng, Bronze
genannt, ersetzt.
In Nordungarn, am linken Donau-User, in der Nachbarschaft Galiziens bestand
zwischen der Steiu- und Bronzeperiode, wie uns zahlreiche aus Kupfer verfertigte Denk-
mäler beweisen, wahrscheinlich eine besondere vermittelnde Kupferzeit. Dieser Nachbarschaft
hat man es wahrscheinlich zu verdanken, daß auch in Ostgalizien an mehreren unweit
von einander entfernten Orten Kupferwerkzeuge gefunden worden sind; so in Stoboda
rnngnrska eine einfache Kupferaxt mit Schaftloch, in dem benachbarten Kvrszöw ein
kupfernes Doppelbeil, weiter gegen Norden in Wiktoröw bei Haliez eine einfache Axt,
ähnlich jener in Stoboda rnngnrska und in Komaröw im Schlamm einer Höhle eine
ebensolche Axt, ein Messer und eine Fischangel, alles aus Kupfer, endlich in Lemberg ein
kupfernes Flachbeil. In der Universitätssammlung zu Krakau befindet sich ferner ein kleines,
sehr dünnes Kupferbeil aus Ostgalizien. Die topographische Lage der aufgezählten Ort-
schaften deutet den Weg an, auf welchem die Kupfererzeugnisse von Ungarn nach Ostgalizien
importirt wurden. Es ist möglich, daß zur Belebung dieser Beziehungen wenigstens theil-
weise die in der Nähe von Stoboda rnngnrska und Korszow in Motodiatyn und Utorop
bestehenden Salzbergwerke, welche schon in prähistorischer Zeit bekannt gewesen sein mußten,
da man in ihnen Steinwerkzeuge gefunden hat, beitrugen. Die erwähnten Knpfer-
werkzenge ungarischer Abkunft in Galizien sind zngleich die ersten Spuren jener regen
wechselseitigen Handelsbeziehungen, welche während der Bronzeperiode zwischen Galizien
und Nordungarn bestanden haben.
Die Bronzegegenstände, welche nach Galizien von jenseits der Karpathen eingeführt
wurden, dienten zu verschiedenen Zwecken. Die einen dienten derHanswirthschaft, wie Messer,
Sicheln, Meißel und verschiedenartige Äxte und Beile. Letztere konnten anch als Waffe
gebraucht werden neben den Dolchen, Schwertern, Streitkolben, Lanzen und Pfeilen mit
Spitzen aus Bronze. Zum Schmuck dienten Ziernadeln, Hand-, Arm- und Halsringe in
Form von Reifen. Wir finden ferner bronzene Pferdemundstücke und verschiedene Zier-
behänge zum Pferdegeschirr. Die Ansammlimgen von Bronze-Alterthümern oder sogenannten
Depotfunde, welche man an 14 Stellen in Galizien entdeckt hat, verdanken ihre Entstehung
entweder der Absicht, derartige Bronzegegenstände, die als kostbar galten und eine Art von
Vermögen bildeten, vor feindlichen Überfällen in der Erde zu bergen, oder wandernden
Kaufleuten, welche einen Theil ihrer Waare bis zur Zeit ihrer Rückkehr in der Erde an
sicherer, wohl vorgemerkter Stelle vergruben. Später, als die Kunst des Bronzegnffes
sich mehr verbreitete, bewerkstelligte der wandernde Kaufmann öfters selbst den Abguß;
zu diesem Zwecke brachte er zerbrochene und verdorbene Bronzewerkzeuge an sich, die er
für nene umtauschte und für den Augenblick in der Erde verscharrte, bis es sich der Mühe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch