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Skythische Alterthümer. Zur Zeit, als im heutigen Galizieu die Bronzecultur
blühte, entwickelte sich nach der Ansicht der russischen Archäologen in den benachbarten
gegen Osten gelegenen Ländern, wo der Gebrauch des Eisens viel früher sich verbreitete,
eine besondere Art der Cnltnr. Nach der Grnppe der Völker, welche jene Gegenden damals
bewohnten, denen die Autoren des classischen Alterthums, wie Herodot, den allgemeinen
Namen der Skythen beilegten, nennen wir diese Cnltnr die skythische. Zn ihrer Bildnng
haben zwei Elemente, das einheimisch-barbarische und das griechisch-classische, von den
griechischen Colonien am Schwarzen Meere importirte, beigetragen. Deshalb sind von diesen
Völkern Denkmäler dreifacher Art zurückgeblieben, nämlich: rein barbarische Erzeugnisse,
deren Typen manchmal weit gegen Norden oder Osten sich verfolgen lassen, originelle
griechisch-classische, durch den Handel von Süden importirte Objecte und die Mitte
zwischen beiden haltende Erzengnisse barbarischer Handwerker, denen jedoch griechische
Typen in gewisser Hinsicht als Muster dienten. In einigen Ortschaften des am meisten
gegen Osten gelegenen Theiles Galiziens hat man zu der sogenannten skythischen Gruppe
gehörige Denkmäler gefunden. Man könnte daraus mindestens schließen, daß jene Gegenden
in einem gewissen regeren Verkehr mit den skythischen Ländern gestanden haben. In
Sapohöw an dem Flusse Eygauka fand sich in einem Kurgan bei einem Skelet ein Bronze-
spiegel, den ein barbarischer Handwerker griechischem Muster nachgeahmt hat. Der Handgriff
hat die Form einer flachen cannelirten Säule, die in einen Thierkopf, welcher an den
Widder oder Steinbock erinnert, endet. Neben diesem lagen ein zweiter kleinerer mit
einem erhaben gegossenen Stern verzierter Spiegel und dreiseitige bronzene Pfeilspitzen,
welche man für specifisch skythisch hält. Der Bronzeguß dieser Gegenstände ist plnmp und
roh. In der Nähe des erwähnten Kurgans fand man in der Erde einen großen, ans
knpferreicher Bronze roh gegossenen Kessel mit zwei Henkeln und einem Fnßständer, von
dem nur ein Fragment an der Unterseite zurückgeblieben ist (Abbildung S. 125, links).
Einen ähnlichen unten kugelförmig abschließenden Kessel hat man in dem berühmten
Kurgan zu Kul Oba unweit von Kertsch zusammen mit vielen originellen griechischen
Erzeugnissen des vierten Jahrhunderts v. Chr. entdeckt; einen etwas mehr verzierten,
in dem berühmten Kurgan zu Czertomelyk am Dnieper bei Nikopol ebenfalls mit originellen
griechischen Denkmälern des vierten Jahrhunderts v. Chr. Eine Reihe ähnlicher Kessel
mit Fußständern wurden in verschiedenen Gegenden Rußlands bis nach Sibirien gefunden.
Dreiseitige typisch-skythische Pfeilspitzen aus Bronze oder Eisen sind ferner zu verzeichnen
aus Horodnica am Dniester, Mohitki und Nowoswtka am Zbrncz.
Reine Eisenzeit, I^a 1"ene- oder keltische Periode. Auf die Hallstattepoche
folgte in Mittel-Europa die sogenannte reine Eisenperiode, welche sich durch eigen-
thümlichen Typus der Erzeugnisse kennzeichnet, unter denen das Eisen sein natürliches
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch