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am Dniestr hat man auch römische Skeletgräber aus der späten Epoche, wo das
Verbrennen der Leichen schon außer Gebrauch gekommen war, entdeckt, die man nach
dem Typus der sogenannten Zweirollenfibel zu urtheilen an das Ende des III. Jahr-
hunderts n. Chr. versetzen muß. Man fand hier sehr zierlich auf der Töpferscheibe
gearbeitete Thongefäße in Form von Krügen, Reiterfigürchen aus Thon, gläserne Becher,
Carneol-Perlen und Stücke goldenen Gewebes auf Brust und Kopf der Skelette. Ähnliche
Skeletgräber wurden anch in der Horodniea benachbarten Ortschaft Zezawa, sowie in
Wierzchniakowce entdeckt. In Kamionka wielka und Stobödka polna bei Kolomea wurden
römische Brandgräber gefunden, mit auf der Töpferscheibe hergestellten Aschen-Urnen,
welche mit eisernen Schildbnckeln bedeckt und mit gebogenen, knrzen, typischen römischen
Eisenschwertern umringt waren. Ein ähnliches vereinzeltes Grab ist aus Kapuscince bei
Zbaraz zu verzeichnen. In Lipica bei Rohatyn wnrde ein großes Grabfeld mit Urnen-
brandgräbern aus der römischen Periode entdeckt. Nach dem sogenannten provinzial-
römischen-Typus der Fibeln muß man dieses llrnenfeld in das Ende des II. bis gegen die
Mitte des III. Jahrhunderts n. Chr. verlegen. Neben zahlreichen Gewandfibeln wurden
in diesen Gräbern Messer aus Eisen und, was das Merkwürdigste ist, anch ans Feuerstein,
eiserne Gürtelschnallen, flache Thonringe, eannelirte gläserne Perlen, Beile ans Hirschgeweih
und kleine Spiegel aus sogenannter Potinmischung gefunden.
Ans der Reihe zahlreicher Einzelfunde römischer Alterthümer, welche in Ostgalizien
gemacht worden sind, verdienen erwähnt zu werden: eine kleine Bronzefigur aus Myszköw,
zwei geflügelte bronzene Fallusdarstellungen ans Kociubiüczyki und Zalesie am Zbrnez,
ferner römische Gewandfibeln ans Bronze, gefunden in Kataharöwka, Kryios und Wiktoröw
bei Haliez, Ditkowce und Sokal. Außerdem hat man in Ostgalizien an vielen Orten (Zabince,
Uwisla, Wasilkowce, Bilcze, Suchostaw, Siekierzynce und Jwanie) Scherben von Thvn-
oder Glasgefäßen römischen Ursprungs entdeckt. Zu den römischen Denkmälern scheint
ferner der sogenannte Trajanswall, eine hohe wallförmige Erdaufschüttung in Ostgalizien
am Dniestr und Zbrnez zu gehören, deren Fortsetzung nach Rnssisch-Podolien und Bess-
arabien sich hinzieht. In dem mittleren Theile Galiziens, hauptsächlich in der Gegend des
San werden, ähnlich wie in Ostgalizien, in der Nähe der Flüsse Dnnajec und Raba, sowie
in der Gegend von Krakau, das ist längs der drei alterthümlichen Handelsstraßen, welche
von den Karpathen in das Innere des Landes führen, zahlreiche römische Münzen,
überwiegend aus dem II., III. und IV. Jahrhunderte n. Chr., gefunden.
Völkerwanderungszeit . Als die Gothen in der zweiten Hälfte des II. Jahr-
hunderts n. Chr. von den Ufern des Baltischen Meeres in die Gegend des Dniepr
am Schwarzen Meere übersiedelten, bildeten sie einen neuen charakteristischen Stil, welcher
den Erzeugnissen der sogenannten Pölkerwandernngszeit (hauptsächlich aus Gold) eigen ist
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch