Seite - 132 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Bild der Seite - 132 -
Text der Seite - 132 -
132
welcher von den Archäologen Burgwalltypus genannt wird. Diese Gesäße, mit in der
Regel sehr kurzem Halse und stark nach außen gebogenem Rande versehen, sind gewöhnlich
in ihrer oberen Hälfte mit parallelen, horizontalen nnd wellenförmigen Streifen, welche
mit Hilfe eines kammähnlichen Werkzeuges in den feuchten Thvn eingeritzt wurden, verziert.
Auf vielen Wallbnrgen in Galizien wurden Thonscherben von Gefäßen dieses Typus
gefunden. Dies beweist zwar, daß jene Wallbnrgen in der letzten prähistorischen Periode
wirklich in dem Besitze der slavischen Bevölkerung sich befanden, beantwortet aber noch nicht
die Frage, wann diese Wallbnrgen errichtet wnrden nnd ob sie nicht vielleicht ans weit
entlegeneren Zeiten herrühren. Die größte Anzahl dieser Wallbnrgen finden wir im östlichen
Theile Galiziens an den beiden Ufern des Dniestr, so die Wallbnrgen in Dzwinogröd,
Bileze, Horodniea, Chocimierz, Krytos bei Halicz, ferner prähistorische Umwallnngen in
Kolendziany, Kocinbinezyki, Znibrody und Wolkowee. Weiter gegen Norden liegen die
Wallbnrg in Podhoree nnd Umwallnngen in Wysock nnd Troseianiec bei Brody. In dem
mittleren Theile des Landes ist die Wallbnrg in der Ortschaft Grodzisko in der Nähe von
Lezajsk, ferner jene in Sielee an der Weichsel in der Gegend von Tarnobrzeg zu erwähnen.
In Westgalizien befinden sich prähistorische Wallbnrgen in Chetm und Lapezyea bei
Bochnia, in Lipowiee, Plaza nnd Bnkowica in der Gegend von Chrzanöw.
Die meisten Nachrichten über die Wallbnrgen wnrden bisher in Horodniea am Dniestr
nnd in Krytos gesammelt. Beide liegen an bedeutenden Anhöhen, sind sehr ausgedehnt
und in Grundriß und System (Anlage) der Umwallnngen einander ähnlich. Beide zerfallen
in zwei Theile, in die eigentliche Bnrg, welche höher liegt, in Gestalt eines nnregelmäßigen
Bieleckes oder Halbkreises, nnd in die von ihr dnrch einen geraden Wall abgegrenzte Bor-
burg, welche au der Außenseite durch einen ähnlichen parallelen Wall gesichert ist, so daß
sie die Form eines Rechteckes besitzt. An der Außenseite jedes Walles läuft ein tiefer Graben.
In den Wällen an der Seite der Vorburg befinden sich Unterbrechungen wie Pforten, welche
in das Innere führen. Die Hanptbestimmung der Wallburgen war unzweifelhaft Schutz vor
dem Feinde, es ist jedoch möglich, daß auch zur Friedenszeit jene Wallbnrgen znr Unter-
bringung der religiösen Heiligthümer, für Volksversammlungen, Gerichtssitzungen nnd selbst
als Wohnstätte nnd Residenz der Häuptlinge dienten. Manche Umwallnngen, wie z. B. jene
zu Kolendziany und Kocinbince, sind zu klein, um als Festungen benutzt zu werden. Solche
Umwallnngen waren wahrscheinlich nicht zn Kriegszwecken, sondern blos zur Begrenzung
eines Ranmes für einen außergewöhnlichen, z. B. einen religiösen, gerichtlichen .'e. Zweck
bestimmt. Die Wallbnrgen in Krylos, Podhoree, Choeimierz, Grodzisko bei Lezajsk,
in Lapezyea bei Bochnia sind wahrscheinlich erst in der letzten prähistorischen Epoche
entstanden, während die Wallbnrgen in Horodniea am Dniestr nnd Bileze, wie die dort
gefundenen Denkmäler beweisen, in einer weit entfernteren Periode errichtet wurden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch