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Die zweite Gruppe der Denkmäler der letzten Prähistorischen Periode bilden die
Gräber. Wir kennen dieselben bis jetzt nnr ans Ostgalizien, wo sie infolge der bedeutenden
Anzahl metallener Schmucksachen mit orientalischen Anklängen frühzeitig Aufmerksamkeit
erregten. Die Skeletgräber der letzten prähistorischen Epoche in Ostgalizien sind entweder
mit Kurganeu oder mit großen Steinplatten überdeckt. Manchmal wurden die Leichen in
Holztrögen oder in mit Nägeln beschlagenen Holzkisten begraben. Die Leichenverbrennung
kam in dieser Zeit fast gänzlich außer Gebrauch. Bis jetzt wurde nur ein solches Grabfeld
mit Brandgräbern aus der letzten Epoche in Uwista (politischer Bezirk Husiatyn) entdeckt.
Im Allgemeinen bilden die erwähnten Skeletgräber in Ostgalizien nur die Fortsetzung
der weiter gegen Osten und Nordosten verbreiteten Typen. Ein charakteristisches Merkmal
der slavischen Gräber dieser Epoche bilde» jene kleinen, offenen sogenannten Hackenringe
ans Bronze, Zinn oder Silber, die, an dem einen Ende 8-förmig nach auswärts zurück-
gebogen, in den Haaren, in der Schläfen- oder Ohrgegend als Schmuck getragen wurden.
Solche Hackenringe wurden in vielen Skeletgräbern Ostgaliziens gefnnden, nämlich in Bileze,
Czothanszezyzna, Myszkow, Hiuboczek, Zywaezöw, Zezawa zc. Außerdem finden wir in
vielen dieser Gräber noch andere Arten von Schmucksachen, dereu Typen die russischen
Archäologen der sogenannten Merjanisch Wladimirischeu Gruppe, ferner den Grnppen
von Minsk oder Kijöw zuzählen. In den galizischen Gräbern sind diese Typen vermischt.
Sehr charakteristisch sind die Gräber aus den letzten Jahrhunderten der prähistorischen
Periode, in welchen wie z. B. in den reich ansgestatteten Reihengräbern zu Podhoree in
Ostgalizien schon die christlichen Symbole mit ganz heidnischen Gebränchen und Beigaben
vermischt sind (Abbildung Seite 136).
Zu dem sogenannten Nierjanischen Typus gehören bronzene Anhängsel in Form von
Halbmonden, ferner Finger- und Armringe ans dickem Draht, schuurartig gedreht; so zu
Potoczyska, Siemakowcc neben Horodniea, Horodnica am Dniestr, Torskie bei Zaleszczyki,
in Zywaezöw, Choeiuiierz, Zabince, Dzwinogröd am Dniestr, Semenöw, Znibrody, sowie
Jfypowee in der Gegend von Tarnopol. Zu dem Typus von Kijöw gehören metallene (ans
Bronze oder Silber) Ohrgehänge in Form großer Drahtringe, auf welchen unten wenigstens
drei glatte oder verzierte metallene kleine Kugeln oder eine längliche an eine Spinnwirtel
erinnernde Perle aus Metall eingereiht ist. Schmucksachen der letzten Art ans Silber, welches
das Lieblingsedelmetall dieser Epoche war, wurden in Wotkowce am Dniestr und in
Boryszkowee (Bezirk Borszezöw) gesunden. Ohrgehänge mit drei eingereihten Perlen wurden
in Myszkow, Zaseianka bei Tarnopol, Krytos bei Haliez, Hnsiatyn, in Kalinowszczyzna,
Szwarkowce in der Gegend von Ezortköw nnd Sokal entdeckt. Zu dem sogenannten Typns
von Minsk gehören ferner Perlen ans Metall, welche an Himbeeren erinnern, wie solche
in Ezothanszezyzna, Horodnica am Dniestr nnd Znibrody gefnnden wurden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch