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Bisthümer, je eines für ein jedes der neugewonnenen Slammgebiete, umfaßte. Unter den
nenen Bisthümern hob sich Krakau zu besonderem Glänze empor und der Bischof Klein-
polens uahm neben dem Atetrvpoliten von Gnesen den ersten Rang in der kirchlichen
Hierarchie Polens ein.
Mau hat sich in der letzten Zeit viel mit der Frage beschäftigt, woher die ersten
Keime des Christenthums nach Polen gestreut wurdeu. Einige Andeutungen weisen auf
das Kloster Corvei au der Weser, audere aus Fulda hin. Jedenfalls hängt die Verbreitung
und Befestignng des Christenthums in Polen eng mit jener fruchtbaren Entfaltung des
religiösen uud eulturelleu Lebens zusammen, welches zur Zeit Otto's I. iu deu deutscheu,
namentlich sächsischen Stiftern und Klöstern so zahlreiche nnd rührige Pflegestätteu
gesunde« hatte. Während die zwischen der Oder und der Elbe ansässigeu Westlechiteu dem
Heidenthnme treu, in starrer Hingebung an den Glauben der Väter zugrunde gingen,
brachte das Piasteureich die Ostlechiteu mit der abendländischen Christenheit in Verbindung,
um aus dem Volke, zu dem sie mit der Zeit verschmelze» sollten, eine Vormauer derselbe»
im Osteu zu bilden. Die Beziehungen zum Kaiserthum und zu Deutschland waren vor
Allem für die Entwicklung des Piastenreiches in dessen Anfängen maßgebend.
Mieszko I. (gestorben 992) wird in einem zeitgenössischen Berichte als „Freund
des Kaisers" bezeichnet; anderwärts ist von einem Tribut die Rede, den er dem Kaiser
zahlte. Im Kloster Fulda, zu dem der Neubekehrte in engen Beziehungen stand, wurde er
Graf und Markgraf genannt — so fest war in den Angen der Zeitgenossen der Anschluß
des Piasteu au das Reich. Den eingegangenen Verpflichtungen kam er ehrlich uach uud
bekämpfte gemeinschaftlich mit deu deutschen Markgrafen die stammverwandten heidnischen
Westlechiteu.
Sein Nachfolger, Boles taw Ehrobry (992 bis 1025) begründete die Unabhängig-
keit Polens. Unter ihm wnrde der Ausbau des Piasteureiches vollendet: im Norden
an die Ostsee gelehnt, überschritt es im Süden die Karpathen. Boleslaw war nicht
gesonnen, sich mit der abhängigen Stellung seines Vaters zu begnügen. Doch lag es ihm
seru, gegeu das Kaiserreich seiudfelig aufzutreten, solange er nicht dazu genöthigt wurde.
Vou glühendem Eifer für die Sache des Christenthums beseelt, hielt er es wohl
für feine Pflicht, dem Kaiser, dem Haupt der Christenheit, treu beizustehen, wogegen er
für seine Bestrebungen des Schutzes uud der Unterstützung der kaiserlichen Gewalt
theilhaft zu werden hoffte. Der Zeitpunkt war einer solchen Auffassung besonders günstig.
Otto III., der jugendliche Schwärmer, glanbte in dem mächtigen Piasteu eiueu Mann der
Vorsehung gesuudeu zu haben, der ihm zum Mitarbeiter au der Ersülluug der idealen
Ausgaben des Äaiserthnms beruseu schien. Während der Zusammenkunft in Gnesen
(100M wurde der Freuudschaftsbuud der beide« Herrscher befestigt. Höchst wahrscheinlich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch