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erwehrt sich siegreich der Angriffe Kaiser Heinrichs V., dem er sowohl die Hnldignng als
auch den Tribut versagt.
Mit dem Tode Bolestaws III. (1138) beginnt eine nene Epoche in der Geschichte
Polens. Die einheitliche Monarchie zerfällt in Theilfürstenthümer, deren Grenze« größten-
lheils mit den alten Stammgebieten zusammenfallen. Den Verfügungen Bolestaws III.
znfolge sollte freilich Polen uicht aufhören ein einheitliches Reich zu bilden: den einzelnen
Fürsten wurden ihre Antheile als eiue ihrem Range gebührende Ausstattung zugewiesen,
während der Großfürst, desseu Oberherrschaft fich über alle Theilfürftcuthümer erstreckte,
zum Nachfolger der alten Beherrscher der Monarchie und Träger der Staatseinheit
bernsen war. Diese Stellung suchte auch der erste Großfürst Wtadyslaw zu behaupten, er
unterlag jedoch im Kampfe mit den Theilfürsten, die an den Großen des Reichs Bundes-
genossen gefunden hatten. Durch die Vertreibung Wtadystaws winde das Ansehen des
großherzoglichen Thrones gewaltig erschüttert. Durch das Testament Bolestaws III.
wurde in Polen das Seniorat eingeführt; dem ältesten der Piasten sollte jeweilig die
Oberherrschaft über sämmtliche Theilfürsten zustehen. Zur Residenz des Großfürsten war
Krakau bestimmt; denn seit der Mitte des XI. Jahrhunderts, seit den Zeiten Bolestaws
des Kühnen, hatte sich der Schwerpunkt Polens nach Kleinpolen verschöbe«, da die
Beziehungen zu Böhmen, zu Ungar« u«d zu den rnthenischen Fürstenthümern in den
Vordergrund der politischen Ereignisse traten.
Der bedeutendste unter den polnischen Fürsten des XII. Jahrhunderts war
Mieszko der Alte, der drittälteste Sohn Bolestaws III., der als Senior der Dynastie im
Jahre 1173 den Großfürstenstuhl von Krakau bestieg. Vorkämpfer des alten Fürstenrechts,
scheute er keiu Mittel, um sowohl deu Theilfürsten gegenüber sein Ansehen zu wahren, als
auch die emporgekommene Macht der Magnaten zu beugen. Aus verschiedenen Elementen
war dieser Hochadel gebildet, den wir im XII. Jahrhundert in unausgesetztem Kampfe mit
der fürstlichen Gewalt erblicken; theils waren es die alten Dynastengeschlechter, die einst
von den Piasten aus der Stellung der Stammesfürsten verdrängt, theils Nachkommen
der angesehensten Mitglieder des alten herzoglichen Gefolges, welche nach der Anflösuug
desselben mit reichem Grundbesitz ausgestattet worden waren. Hand in Hand mit ihnen
schritten die Bischöfe, die größtentheils aus vornehmen Geschlechtern abstammten und
mit den weltlichen Herren durch Blutsverwandtschaft verbunden waren. Mieszko umgab
sich mit Emporkömmlingen, mit Männern ans dem Volke und ernannte sie zu seiueu
Beämteu, weil er deujeuigeu, die ihm Alles verdankten, mehr Zntranen schenkte. Durch
peiuliche Eintreibung nnd Erhöhung der Abgaben, sowie durch Müuzverschlechteruug
suchte er den Staatsschatz zu mehren; mit größter Strenge forderte er die Leistung vvu
Staatsfrohnden, zu deueu die Leibeigenen der herrschaftlichen Güter verpflichtet waren,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch