Seite - 163 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19

Die Bevölkerung gliederte sich in analoger Weise wie in den westlichen Ländern in freie und unfreie Leute mit verschiedener Abstufung. In politischer Beziehung spielten nur die Großen oder die Bojaren eine, und zwar hervor- ragende Rolle. Die Haliczer Bojaren- schast war kein Adel im westeuropaischen Siuue. In der politischen Gestaltung des Gemeinwesens, das durch die warägische Eroberung entstand, hielten sich lange drei Faetoreu die Wagschale: die Ge- meinde, der Fürst und die ursprünglich normannische Gefolgschaft. In dem zwischen denselben naturgemäß aus- brechenden Kampfe gewann in einzelnen Theilen des weitausgedehnten Reiches je einer von ihnen das Übergewicht: in dem weiten Osten siegte der Fürst und da giug das despotische Reich Moskau hervor; im Nordwesten neigte sich die Wagschale der Gemeinde zu und schuf die Republiken von Großnowgorod und Pskow; in dem südwestlichen Haliczer Laude endlich war es die Gefolgschaft, die in der uns beschäftigenden Zeit den Sieg zu erringen suchte und, schon längst ansässig, mit reichen Ländereien aus- gestattet, ihre Fürsten mit eiuer Leiden- schaft bekämpfte, die in der Geschichte ihres Gleichen sucht. Das waren die Haliczer Bojaren, die der Chronist „die bösen, gottlosen, arglistigen Haliezaner" nennt, so oft er auf sie zu sprechen kommt. Schon unter Wladimir I. und Jarostaw hatten sie ihr Spiel begonnen. Ein Bortragfrenz; Geschenk des moldauischen Wojwoden Alexander an das rnthenische Bisthum Przemyöl (1487). 11*