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Bald war es ein Prätendent, Wladimirs Brndersohn Jwanko Berladnik, der ihnen zum
Verrathe Gelegenheit bot, bald hatten sie ans Anlaß einer Geliebten Jarvslaws, Nastaska
(Anastasia) Czargowa eine Verschwörung angezettelt, in der sie den Fürsten gefangen
nahmen, die Czargowische Familie niedermetzelten nnd die unselige Nastaßka auf dem
Scheiterhaufen verbrannten. Wladimir I. und Jaroslaw waren noch im Stande sich ihrer
Umtriebe zu erwehren, aber bald nahmen dieselben einen solchen Umfang an, daß der
Staat nahe war, darüber zu Grunde zn gehen. Infolge dessen nahm auch die weitere
Geschichte des Haliczer Laudes eine andere Richtung. Die Wühlereien der Bojaren waren
nämlich zu großem Theile Schuld daran, daß in der nach Jaroslaw folgenden Zeit die
westlichen Nachbarn immer mehr Einfluß iu dem Laude gewinnen, ja dasselbe zunächst
zeitweise, dann für immer unterwerfen konnten. Dadurch bereitete sich aber auch die Zeit
vor, in der das Land den westlichen Cnltnreinslüssen, von denen es sich seit einem Jahr-
hundert abgekehrt hatte, wiedergewonnen wurde.
Jaroslaws Sohn Wladimir II. (1187 bis 1198) war ein leichtfertiger Fürst;
seine wilde Ehe mit einer Popadia (Priesterssrau) veranlaßte eine neue Erhebung der
Bojaren, in deren Folge Wladimir vertrieben und der Fürst des benachbarten Wladimir,
Roman Mstistawicz nach Halicz berufen wurde. Fremde Fürsten sänmten nicht, diese
Wirrnisse für sich auszunützen. Zunächst faßte Köuig Bela III. von Ungarn, zu welchem
Wladimir geflohen war, den Plan, hinter den Karpathen eine Secnndogenitnr Ungarns
zu gründen. Er schob Wladimir einfach bei Seite, nahm ihn sogar gefangen, zog selbst
nach Halicz, verdrängte Roman und setzte dort seinen zweiten Sohn Audreas ein (1188).
Die harte und unduldsame Herrschaft der Ungarn, welche die rnthenifchen Kirchen
in Pferdeställe verwandelten, rief nnverweilt in Halicz neue Bewegungen hervor. Fürst
Wladimir, der aus seinem Gewahrsam entfloh, gelang es, das Oberhanpt der westlichen
Christenheit, Kaiser Friedrich I. für sich zu gewinnen, mit dessen Empfehlung er sich
zn dem Herzog von Polen, Kazimir dem Gerechten, begab. Aber auch dieser hatte
bereits auf die Polen benachbarten rnthenifchen Grenzgebiete sein Augenmerk gerichtet und
nordwärts von Halicz namhafte Erfolge davongetragen. Er nahm sich zwar Wladimirs
an, vertrieb die Ungarn aus Halicz und setzte ihn dort ein (1189). Aber das war nur
eiu Wechsel der Oberherren; statt der ungarischen Herrschaft war nun ein polnisches
Übergewicht eingetreten: jedenfalls war es nicht mehr das Land selbst, das seine Geschicke
bestimmte.
Mit Wladimir II. (gestorben 1198) starb die Dynastie der Rostistawiczen aus; zur
Herrschaft in Halicz gelangte nun mit polnischer Hilfe der uns schon bekannte Fürst von
Wladimir, Roman Mstislawicz (1199 bis 1205), der Begründer der zweiten hiesigen
Dynastie, der Romanowiczen, welche die beiden Territorien, Halicz nnd Wladimir,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch