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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 299 -
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299 die Seelen zum Gebet in die Kirche wandeln, kann man sehen, wie einige von ihnen große Krüge tragen, das sind eben die um ihretwillen vergossenen Thränen, Die armen Seelen büßen die verschiedenartigsten Sünden ab und das an den verschiedensten Orten: in verödeten Schlössern und Häusern, an Kreuzwegen, in der Nähe der Friedhöfe, in wüsten Einöden, ja sogar in Bäume eingeschlossen. In letzterem Falle wimmern sie, wenn ein solches Holz sich im Feuer befindet. Von den büßenden Geistern müssen wir wenigstens die St rzygonen oder Vampyre und die Irr l ichter nennen. Ein Strzygon ist ein Mensch, welcher gestorben ist, aber oft zur Nachtzeit aus seinem Grabe steigt. Man kann aus verschiedenen Ursachen ein solcher Strzygon oder Vampyr werden; sicher aber wird, wer, als er lebte, nicht „gefirmt" worden ist, nach seinem Tode ein Vampyr. Die Taufe eröffnet den Menschen den Weg zum Himmel, sie allein aber vermag nicht zu erlösen, wenn man nicht die zweite Taufe, das heißt die „Firmungstaufe", empfangen hat. Der Strzygon erscheint den Menschen in jener Gestalt, die er in den letzten Augenblicken vor seiner Erkrankung oder seinem Tode hatte. Es ist darum auch sehr schwer, ihn von einem gewöhnlichen, lebenden Menschen zu unterscheiden. Gewöhnlich qualmt höllisches Feuer aus seinem Munde; Leute aber, welche viel mit den Strzygonen zu thun gehabt haben, sagen, daß dies nicht immer der Fall sei; doch darin stimmen alle überein, daß schon der Hauch eines solchen Vampyres allein, sei er nun feuer- sprühend oder nicht, unbedingt den Tod herbeiführe, ja manchmal sofort, auf der Stelle. Es ist dem Vampyr auch an nichts so sehr gelegen, als daran, irgend jemandem in den Mund zu „hauchen" und so ihm das Leben zu rauben. In dieser Absicht fällt er zur Nachtzeit die Leute an, und aus diesem Anlaß hat schon mancher Bauer mit dem Vampyr eine heftige Schlägerei gehabt. Den Vampyr von rechts her schlagen hilft gar nichts; wer ihn besiegen will, muß ihn „von links her" prügeln. Allein, wenn ein Mensch den Vampyr auch besiegt hat, so darf er nicht denken, daß ihm dieser nichts angethan habe; der Vampyr konnte ihm nämlich in den Mnnd hauchen, als er eben von seiner Vertheidigung in Anspruch genommen war nnd den tödtlichen Hauch gar nicht spürte. Es ist also auf jeden Fall eine sehr gefährliche Sache, mit einem Strzygon oder Vampyr auch nur zusammenzutreffen. Doch ist es sehr schwer, ihm auszuweichen, namentlich wenn kein Höllenfeuer ihm aus dem Munde qualmt. Denn woran sollte man ihn denn erkennen? Man sagt, er habe einen blauen Fleck auf dem Rücken, es fehlen ihm die Haare in den Achselhöhlen; allein, wer wird ihn denn auskleiden und so genau untersuchen? Manchmal wird übrigens irgend eine geliebte Person ein Vampyr, z. B. der Vater, der Gatte, der Bruder. Er kommt zur Nachtzeit, das Höllenfeuer qualmt ihm nicht aus dem Munde, er ist ganz so, wie er ehemals war; er hilft bei der Arbeit, er wird das Vieh betreuen, Holz spalten, Erbsen stampfen :c, Bor Tagesanbruch kehrt er in sein Grab
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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