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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 304 -
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304 In manchen kleinen Dörfern gibt es „Wolken-Glocken", welche ans dazu bestimmten Pfählen angebracht sind, und Läuter, welche von der Gemeinde erhalten werden. Diese Glöckcheu haben die Macht, Wetterstürme zu vertreiben und den Hagel von dem Dorfe, ja sogar bis zu einer gewissen Grenze von Nachbardörfern, abzuwenden. Der Läuter muß sehr gut Acht haben, daß zur rechten Zeit angeschlagen werde, sonst kann die Wolke „über die Grenze" und das Läuten wäre ganz nutzlos. Die Planetiden sind sowohl auf diese Glöckchen, als auch auf ihre Läuter sehr böse. Oft ist es vorgekommen, daß der Planetide dem Läuter das Seil aus der Hand gerissen und gerufen hat: „Laß aus, laß aus!" Ein solches „Wolken-Glöcklein" einzuweihen ist eine sehr schwere Sache. Der Priester, welcher diese Handlung vollbringen wollte, müßte neun Tage und Nächte unausgesetzt mit sehr „schweren" Gebeten und Beschwörungen zubringen, und während dieser ganzen Zeit dürfte er weder ein Auge schließen, noch Speise und Trank zu sich nehmen. Interessant sind auch die Vorstellungen von den Wechselbeziehungen zwischen Thier und Mensch. Die Katze z. B. hütet nur bis zu ihrem siebenten Lebensjahre das Haus ihres Herrn; später treibt sie sich in verschiedenen Häusern, ja sogar in verschiedenen Dörsern herum, und bei Nacht geht sie an verödete Orte und tanzt dort mit den Teufeln. Der Storch beschützt das Gehege, in welchem er nistet, vor Fener und Blitzschlag; darum soll man ihm auch nicht einen Possen spielen, etwa sein Nest zerstören oder seine Jnngen tödten, sonst rächt er sich; er bringt im Schnabel einen Feuerbrand herbei und steckt die Gebäude in Brand. Unter der Weltregierung „Gottes des Vaters" waren die Menschen Riesen gewesen. Zu einem Peitschenstecken brauchte der Bauer damals eine Fichte, wie sie heute sind, und zur Peitsche drehte er hundert Bündel Hanf. Als unter der Regierung „Gottes des Sohnes" die heutigen Menschen aufzutauchen begannen, so wunderten sich die anderen ungeheuer darüber. Einer von ihnen nahm einen heutigen Pflüger in den Finger seines Handschuhs, um ihn daheim seiner Gattin zu zeigen und das sammt dem Pfluge, der Egge, dem Wagen, dem Treiber und einem Paar Pferden. Nach der Herrschaft „Gottes des Sohnes" kommt das Reich „des heiligen Geistes", dann aber werden so kleine Menschen auf die Welt kommen, daß sie in unseren Öfen dreschen werden. Festennd Bräuche. — Den christlichen Festkalender eröffnet das Weihnachtsfest. Der Tag vor dem ersten Weihnachtsfeiertage, „Wilia" (von Bigilie) genannt, ist für alle Schichten der polnischen Gesellschaft ein sehr festlicher, für das Volk aber noch überdies voll geheimnißvoller Bräuche. Der Culminationspnnkt des Festes ist die Fastenmahlzeit, welche man im Familienkreise in weihevoller Stimmung um die Dämmer- stunde einnimmt, und zwar ebenso der Magnat in seinem Palaste, wie der Landmann unter seinem Strohdache. Bis dahin bringen die Landleute den Tag „trocken" zu,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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