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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 311 -
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311 wer bessere Pferde hat, ist doch nicht der eigentliche Zweck dieses Ausrittes zur Kirche. Man reitet zur Kirche, sagen die Lasowiaken, weil es eine Sünde ist, einen Wagen zu beladen und darauf zu fahren, und weil übrigens die Pferde dadurch gut gehalten werden. Derselbe Brauch, am Weihnachtstage zum Gottesdienst zu reiten, besteht auch unter der polnischen Bevölkerung Westpreußens, mit dem Unterschiede, daß hier der Priester die Pferde segnet. Mit dem Stefanstage beginnt ein bewegtes Treiben. Zur Erinnerung an die Steinigung des heiligen Stefan wird an vielen Orten während des Hochamtes Hafer geweiht, womit man den Priester und dann sich gegenseitig bewirft. Vom Abende dieses Tages an beginnt auch das sogenannte „Kolendiren" (Singen der Weihnachtslieder) und dauert bis zu Maria Lichtmeß. Es thun sich in jedem Dorfe zehn bis zwölf kleine Burschen zusammen, welche Abends von Haus zu Haus gehen und die Lieder singen, die man Xolencla nennt. Sie singen draußen vor den Fenstern oder auch auf des Hausherrn Wunsch in der Stube. Dafür erhalten sie gewisse Gaben an Geld oder anderen Dingen, das auch XvIeluZu heißt. Die Sänger gehen entweder allein oder mit dem lur (Auerochs) anders l'orun, der Ziege der Krippe (Lxopka) und, vom Fest der heiligen drei Könige angefangen, mit dem Stern (Kmaxcka) herum. .I'oruü« und Ziege ist eines und dasselbe. Das Ding, auch Nis, d. h. Bär genannt, wird dargestellt durch einen Buben, der sich bis zum Gürtel vorneigt und mit einem Kotzen oder einer groben Decke bedeckt ist, welche an einen geschnitzten, gehörnten Thierkopf befestigt, über einen Stecken geworfen wird, den der gebückte Bursche unter derselben in der Hand hält, und welcher ihm zugleich als Stütze dient. Der Kops ist mit Kalb- oder Rehfell überzogen und mit Hörnern versehen; der Unterkiefer ist beweglich und klappert mit dem Oberkiefer zusammen, wenn der verdeckte «l'orrm* nach Bedarf mit dem Schnürchen manipulirt, das er in der Hand hält. Das Maul ist mit rothem Tuche ausgeschlagen, die Stelle der Zähne vertreten Hufeisen, wodurch das Klappern sehr laut wird. Außerdem trägt der „l'orrm« ein Glöckchen am Halse, das bei jeder seiner Bewegungen läutet. Einer der Sänger führt den l'orun an einer Schnur, ein anderer trügt eine kleine Laterne; dazu gehören ein Geiger und einige Sänger und der Zug ist fertig. In die Stube eingelassen, singen sie vorerst irgend eine Kolenda, sodann beginnen die Späße mit dem Bären. Auf Befehl seines Führers begrüßt er bald den Hauswirth, bald die Hausfrau, neigt sich vor ihnen und thut als küßte er ihnen die Hände. Die Kinder laufen natürlich davon. Nun spielt der Musikant etwas auf und Petz beginnt Possirlich zu tanzen. Nach dem Tanze befiehlt man ihm, wenn erwachsene Mädchen im Hause sind, diese zn küssen oder ihnen die Stiefel auszuziehen. Da gibt es denn ein Laufen, Lärmen, Kreischen, Lachen! Darauf singen sie noch irgend
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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