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begleitende Gefolge von Hausfrauen gekochte Sauersuppe in einem Topfe einhertrug.
Während man so im Dorfe einHerzog, besang man bald den „Carneval", bald die
Sauersuppe. Der Carneval wurde folgendermaßen besungen:
„Herr Fasching sitzt zu Pferde,
Die Hausfrauen unterdessen.
Die sorgen, was da sein wird,
Zur Fastenzeit zum Essen?
Ein Häringfaß zum Schmause
Ei, eßt und bleibt zuhause! Ein Faß voll Bier daheim steht,
Ei, trinkt so viel hineingeht,
Herr Fasching sitzt am Wagen,
Das Fleisch band er mit Stricken,
Der Strick der reißt indessen,
Das Fleisch die Pferde fressen."
Auf den Zur, aus dem man einen Edelmann Zurowski gebildet hatte, sang man:
„Wie geht's Euer Liebdeu, o Herr von Zurowski?
Euch schmauset sogar jetzt der edle Krakowski?
Ich schaffe Euch an, mein' lieber Zurowski,
Strümpschen hochrothe,
Eine grüne Kapote.
So habt Ihr ja dann, mein lieber Zurowski,
Der Arbeit genug durch die Fasten, Und könnt am Eharsamstag erst rasten.
Der Aschermittwoch kommt heran,
Den Zur kocht die Frau Mutter dann
Und der Herr Vater sitzt im Loch —
Ei, Herr von Zur, wie geht's Euch doch?
Vivat! Vivat! Vivat!"
Herr Krakowski nannte man den jedesmaligen Castellan von Krakau, welcher im
polnischen Senat den ersten Stuhl einnahm. Die im Liede erwähnten Farben des Zur,
roth und grün, haben durchaus nichts mit der Darstellung des Frühlings und Mai zu
schaffen, wie Kolberg meint, sondern beziehen sich auf die Zubereitung der Suppe aus dem
Saft der rothen Rüben und der Zuthat von Grünzeug.
Eine noch mehr verbreitete Aschermittwochs-Belustigung war das Schleppen des
Klotzes (Kloc). Einer der Hauswirthe, welcher, als Bettler verkleidet, den Aschermittwoch
darstellen sollte, hatte einen Höring an seinen Stab gebunden und führte den Zug der Knechte
an, welche einen großen Klotz an einer Kette oder mittelst eines Wagens schleppten und
auf der Straße jeden einfingen, den sie nur trafen, ihn einspannten und unter allgemeinem
Gelächter und Gespötte mitziehen hießen bis zur Schenke, wo er sich durch eine Bewirthung
loskaufen mußte. Die Strophen des Alten erklären, warum man in den Klotz
gespannt wurde:
„Der Aschermittwoch heut' antritt,
Bringt' schweren Klotz und Armut mit;
Hat Sauersuppe viel gemacht
Für uns und unsre Knecht' und Magd.
Ich aber führ' von weitem her, Führ' euch den Klotz, so groß und schwer,
Auf daß ihr von ihm lernen wollet,
Wie Ihr es gleichfalls machen sollet:
Die Söhn' vermählen Mann für Mann
Und die Töchterchen sodann."
Auf diesen Tag bezog sich eine später in den Carneval verlegte ausschließlich
Krakauer Belustigung, welche „Zomber" (Lomder) genannt wurde. Es war das ein Fest
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch