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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 328 -
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328 Das Frohnleichnamsfest und seine Octave, die manchmal mit der Vigilie des Johannistages zusammenfällt, oder um diesen Tag herum endet, wird in Polen, wie anderswo mit feierlichen kirchlichen Handlungen und Processionen begangen. Bei den Processionen streuen kleine Mädchen dem das Allerheiligste tragenden Priester Blumen auf den Weg, größere tragen Heiligenbilder, alle sind wie Bräute gekleidet. Frauen tragen keine Bilder, und auch von Mädchen dürfen nur solche Bilder tragen, welche unbefleckte Jungfrauen sind. Das Symbol jungfräulicher Reinheit ist der Kranz, diesen verlieren, heißt unter dem Volke die Unschuld verlieren. Daher dürste wohl die Sitte stammen, welche sich in manchen Gegenden bis hente erhalten hat, daß am Vorabend des Frohu- leichnamstages die jungen Mädchen, die Töchter aus den kleinen Edelhöfen nicht ausge- nommen, ganz kleine Kränzchen aus duftenden Kräutern und Blumen winden (jede zwölf an Zahl), sie mit Zeichen versehen, an denen sie dieselben wieder erkennen, und am Frohu- leichnamstage auf den Altar legen oder in der Kirche aufhängen. Dort bleiben dieselben bis zur Octave, an welchem Tage sie durch den Kaplan gesegnet werden, worauf jedes Mädchen die ihren mit nach Hause nimmt. Sie sollen die Kraft haben, vor Gewitter und Ansteckung des Viehes zu schützen. Man hängt sie auch über die Thür der Hütte und die des Stalles auf. In den Gegenden an der Raba gebraucht man diese Kränzchen auch zur Auffindung Ertrunkener. Zu diesem Behufe legt man ein solches Kränzchen, an das man ein angezündetes Lichtlein angebracht, auf eine Schüssel und läßt diese zur Dämmerstunde auf das Wasser. Das Kränzchen soll nun dahinschwimmen, bis es an die Stelle kommt, wo auf des Flusses Grunde der Todte ruht. Dort hält es an nnd dreht sich nun im Kreise herum. Einen durchaus anderen Zweck hat das Schwimmenlassen der Kränzchen in anderen Krakauer Gegenden am Vorabend des heiligen Johannes- tages, allein auch dieses bleibt unzweifelhaft in Verbindung mit dem Kränzewinden in der Octave des Frohnleichnamsfestes. Es ist natürlich, daß die jungen Mädchen wissen wollen, was für ein Los ihr zu Frohnleichnam geweihtes Kränzchen in der Zukunft erwarte. Also in's Wasser mit den Kränzen! Dreht es sich lange an einer nnd derselben Stelle herum, so heißt es noch lange auf den Gatten warten; schwimmt es sofort zu Thal, so wird die Hochzeit bald stattfinden. Ein sicheres Unglück ist's, wenn es untersinkt oder wenn sein Lichtlein erlischt. Es konnte nicht anders sein, als daß die Bursche wußten, was die Mädchen unternahmen. Wenn diese also zur Dämmerstunde die Kränzchen mit den Lichtern, auf Brettchen befestigt, hinabließen, so tummelten sie sich, jeder auf einem Boote, im Flusse den Kränzen nach, um jenen zu erhaschen, den man eben haben wollte. So verlief dieses Fest ehemals in den Dörfern sowie in Krakau selbst. Erst seit der Mitte des laufenden Jahrhunderts ward ihm in Krakau sein ursprünglicher, geheimnißvoller Reiz genommen, indem man es mit einem
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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