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nichts und dieses Pferdchen ist vermuthlich dasselbe, das mich sonst (siehe oben S. 314
und 31K) gebräuchlich war. Die Bewohner Krakaus, welche deutscher Abstammung waren,
nannten es in ihrer Sprache Leibpferd" und es entstand sicher daher im Volke das
doppelt verstümmelte Lajkonik (Kvnik — Pferdchen), wie bei den Lasowiaken aus dem
Worte Oberförster das Wort Ober lesuica ' eutstand.
In einigen Gegenden besteht auch der Brauch, die Strohdächer am Vorabend des
Johaunesfestes mit Wermuthkraut zu schmücken, wie dies an anderen Orten am Borabend
des Pfingstsestes geschieht. In der Nacht vom 23. auf den 24. Jnni soll auch das
Farreukraut blühen. Wer diese Blüte erlangen könnte, würde alles erreichen, was
er sich nur wünscht. Man glaubt allgemein, daß in dieser Nacht der heilige Johannes das
Wasser segne, und daß man erst von da ab baden dürfe, da früher die bösen Geister noch
Gewalt haben und man leicht ertrinken oder eine Krankheit davontragen kann. Dieser
Glanbe ist durch Verordnungen der Kirche entstanden, welche in der Sorge um das
Wohlergeheu der Gläubigen sie von einem zn frühzeitigen Gebranch der Flußbäder
abhielt. In manchen Gegenden (so bei den Lasowiaken) hat sich bis in die letzten Zeiten
der Branch erhalten, und bei den Rnthenen unter der russischen Herrschaft besteht er noch
heute, daß in der Nacht der Bigilie vom Johannesseste ein Generalbad mit Spielen
und Gesängen abgehalten wird, wobei man den heiligen Johannes „Kupaia" feiert, was
im Polnischen Johannes „Kczpala" klingen würde und so viel heißt als: Johannes der
Badbereitende. Manche Archäologen haben aus dem Namen „Kupata" einen niemals
vorhanden gewesenen slavischen Gott „Kupata" gemacht, zu dessen Ehre diese Feierlichkeit
begangen werde. In Verbindung mit dem Glauben an die Segnung des Wassers durch
den heiligen Johannes ist auch der Brauch, die Brunnen an diesem Tage zu reiuigeu.
D a s Fest M a r i ä Himmelfahr t . Dieses Fest hat im Mnnde des polnischen
Volkes anch den Namen: „Das Fest der Mntter Gottes von den Kräutern", da an diesem
Tage (dem 15. Augnst) nach Beendigung der Ernte während des Gottesdienstes die
Segnung von allerlei Getreide und Kräutern vorgenommen wird. Hat man eingeheimst,
was Gott gegeben hat, so ist es auch angezeigt, dasselbe nunmehr einzuweihen, damit es
dem Menschen wohl bekomme. An diesem Tage wird auch «ach dem Gottesdienste das
sogenannte Okreönv ^ auch Ooövm'k (Schnitt-Ende) oder ^Vienconin^ (etwa Bekräuzuugs-
fest) genannt, begangen. Diese Unterhaltung bereitet gewöhnlich das Herrenhaus alle«
Jenen, die beim Schnitt gearbeitet haben; die Vorbereitungen dazu jedoch werden von den
Schnittern selbst, vor allem von den Schnitterinnen getroffen. Am Vorabende des Festes
' Lesnica, pop. Förster, von las — Forst, — waldig adj. Wald.
2 Okr-^tno — das Erntefest; übertragene Bedentnng des U m g a n g s von (»lciys) Umzirkeln (Kreis), welcher
bei diesem Feste gebräuchlich ist, auf dieses selbst.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch