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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 340 -
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340 Sie heben die Ruthe in die Höhe und schütteln sie in der Luft, der Starvst wehrt sich dessen, sie anzunehmen und spricht: „Noch habt Ihr zu wenig getanzt, als daß ich ench befreien sollte." Sie antworten ihm darauf singend, daß er gar nicht zum Starosten tauge. Nichtsdestoweniger bitten sie abermals um „Befreiung" in Wort und Weise wie zuvor, indem sie jener Bitte noch die Worte hinzufügen: „schüttelt den Sack über unserer Schachtel", wobei die älteste Brautjungfer die Schürze hinauf hält, gleichsam einen Loskanf für die Ruthe verlangend. Darauf wirft ihr der Starost einige Scherben eines zerbrochenen Topfes in die Schürze. Die Mädchen stellen sich erzürnt, und sagen, daß sie solches Geld nicht kennen und nicht nehmen wollen. „Freilich kennt ihr es nicht" — sagt der Starost — „denn es ist Geld von einem andern König"; darauf entsteht ein allgemeines Gelächter, worauf die beleidigten Brautjungfern wieder zu singen anfangen. Sie wissen sehr wohl, sagen sie, daß das Scherben seien, daß er zu diesem Mittel seine Zuflucht nehme, weil er keinen rothen Heller besitze und übrigens, auch wenn er was besäße, niemand was geben würde; denn er sei ein selbstsüchtiger Mensch, gewohnt, allein zu leben, alles allein zn verschmausen und auszutrinken. Sie thun als gingen sie von ihm fort und singen: „Vivat, vivat, unserer ersten Führerin!" Da aber der Starost die Ruthe mit Wohlgefallen ansieht, fügen sie hinzu: „Wie schaut der Starost auf unser Kränzlein hin!" Sie kehren zu ihm znrück und tragen zum dritten Male mit denselben Worten und iu derselben Weise ihre Bitte vor, wie die zwei anderen Male. Nun wirft der Starvst der Anführerin einige Kreuzer in die emporgehaltene Schürze und will die Rnthe ergreifen. Bergebens! sie wollen diese nicht herausgeben und singen: „Ich geb' nicht, ich geb' nicht den Rauten- kranz so schön, noch hab' ich, noch hab' ich kein'n Becher ja geseh'n." Da bringt denn der Bräutigam einen Krug Bier herbei und übergibt ihn dem Starvsteu. Der Starost bewirthet die Brautjungfern und will die Rnthe ergreifen. Allein auch diesmal vergebens. Die Mädchen singen: „Ich geb' nicht, ich geb' nicht die grüne Rnthe her, bis sich nicht vor uns noch N. (der Name der Brant) neiget sehr." Nun uähert sich ihnen die Braut, macht bei allen die Knieumfassung und der Starost erhält endlich die Ruthe. Alle treten nun auseinander, der Starost geht, die Ruthe in der Hand haltend, gravitätisch rund um die Stube, die Brautjungfern aber singen: „Unser Schnlze geht zum Tanze, spielt ihm auf, ihr Geigen, warten müßt Ihr, Bursch' und Mädchen, nicht unterbrecht den Reigen!" Nach einer Weile setzen sie wieder an: „Unser Schulze geht zum Tanze, mit ihm tanzt das Rüthchen grün, stell' sich unter, stell' sich unter eine junge Sünderin." Diese junge Sünderin ist vorerst die älteste Brautjungfer, dann eine jede der Übrigen, mit denen er der Reihe nach einmal um die Stube tanzt. So oft eine von ihnen zu ihm tritt oder nach dem Tanze sich von ihm entfernt, macht sie das „Kniefassen", sich vor ihm zur Erde neigend. Der Starost ist selbstverständlich ein älterer Mann und Hausvater.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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