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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 341 -
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341 Nachdem dieser Tanz beendet ist, beginnt das „Hinausführen" der Ruthe in die Kammer der Eltern. Das Zeichen hiezn geben die Brautjungfern mit folgendem Gesänge: „Hinein, du grüner Kranz, hinein, In Baters, Mntters Kammer hinein! Mach' auf, o Mutter, 's Kämmerlein Und heb' mir ans die Ruthe fein. Zum neuen Haus mach' auf die Thür Heb' ans mein Rautenkränzlein hier!" Während dieses Gesanges bewegt sich der ganze Hochzeitszug, die Musik und den Starosten an der Spitze, in die Kammer und legt dort die Ruthe für diese Nacht nieder. Damit endet das „Ruthenflechten": wer aber Lust hat, der tanzt bis zum Morgen. Am Dienstag, früh Morgens, spielen die Musikanten das Lied „Stern des Ostens" (Ltollu maris) zum Preise der Gottesmutter. Darauf gehen die Brant mit der ältesten Brautjungfer, sowie auch die Brautführer einzeln im Dorfe umher, die Leute zur Hochzeit einzuladen. Es ist dies nur eine Formalität, da ja ein Jeder schon vorher vielmals geladen wurde, dennoch ist dieselbe nöthig, denn ohne sie wären die Betreffenden imstande, nicht zu kommen. Sobald nun Alle versammelt sind nnd bewirthet wurden, geben die Brautjungfern durch Gesang das Zeichen, daß das Brantpaar die Hochzeits- gewänder anlegen soll. Bis nun war der Bräutigam nur feiertäglich gekleidet, die Braut hingegen so, wie am Sonntag während des zweiten Aufgebots. Jetzt unterscheidet sich der Anzug des Bräutigams von seinem früheren Anzüge dadurch, daß ein „Trauerband", das heißt ein bläuliches Bändchen das Hemd am Halse verbindet, und daß er einen Strauß an der Mütze uud einen „Lappen", nämlich ein mehrfach zusammengefaltetes weißes Tuch in den Gurt gesteckt hat, welches bis an die Knie reicht. Auch die Braut ist gekleidet wie vorhin, nnr daß jetzt auch das „Trauerband" am Halse hinzugekommen und vom Kopfe jeglicher Putz verschwunden ist; das Haar ist glatt gekämmt und in einen oder zwei Zöpfe geflochten, welche über die Schultern herabfallen. Sobald das Brautpaar, also geschmückt, eintritt, stellt die älteste Brautjungfer ein Stühlchen in die Mitte der Stube, gerade unter den Mittelbalken der Decke, da, wo sich die Jahreszahl des Hausbaues eingeschnitten findet, die übrigen Kranzjungfern umringen diesen Stuhl und theilen dnrch einen gefühlvollen Gesang mit, daß die Ceremonie des „Aufflechtens" beginnen wird. Nun setzt sich die Braut auf das Stühlchen, die Anführerin beginnt ihr die Zöpfe aufzuflechten, worauf alle andern Brautjungfern der Reihe nach antreten und dies fortsetzen, bis das Haar vollkommen aufgelöst ist. Indessen hat die Mutter schon der ältesten Brautwerberin (Starostin) den für die Braut bestimmten Kopfschmuck übergeben. Es ist dies ein entsprechend gefaltetes weißes Tnch, an welchem ein Aufputz von Raute und Singrün, sowie eine Anzahl farbiger
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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