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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 344 -
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344 und den Kelch über das Hausdach, die Musik spielt einen „Tusch", hie und da werden aus dem Hinterhalte Pistolen- oder Flintenschüsse abgefeuert und jetzt nimmt der Marschall wieder die Ruthe aus den Händen seines Stellvertreters. Nun nähert sich ihm die älteste Brautjungfer, steckt an jede von deren Sprossen einen Apfel, bindet dem Marschall M schönes Band um den Hals und befestigt einen Strauß an seine Mütze. Die Mädchen singen: „Heiliges Kreuz, Du uns geleite, Geleite uns, heilige Marie, Die gute Stunde gib uns heute, Nicht groß ist unsere Compagnie!" und der ganze Zug setzt sich zu Fuß nach der Fahrstraße in Bewegung. Während dieses Ganges spielt die Musik und die Brautjungfern singen leise die vorgeschriebenen Lieder. Auf der Fahrstraße stehen schon die Wagen bereit. Auf dem ersten Wagen nehmen Platz: das Brautpaar, der Festmarschall, die älteste Brautjungfer, der Starost und die älteste Werberin, auf dem zweiten die übrigen Brautjungfern, anf den übrigen Wagen der Rest des Zuges und die Musikante». (Bei den Krakowiaken sitzen die Brautführer zu Pferde.) Während des Platznehmens singt der Marschall, gegen die Braut hingewandt, Folgendes: „Setz' Dich jetzt N. herauf. Dein Zöpflein steck Dir ans; Steck' Dir daraus ein Rädchen, Bist niinmermchr ein Mädchen." Die Braut klettert auf den Wagen, setzt sich jedoch nicht nieder, denn sie muß stehend fahren, sei es nnr drei Feldlängen weit, und währenddessen Strohhalme nnd Heu aus dem Wagen aus den Weg streuen — „man weiß nicht, zu welchem Andenken". Die Musik spielt auf, Gesaug erschallt und die Wagen jagen dahin, „was das Zeug hält". Wenn man vor einer Bildsäule oder einem Kapellchen vorbeifahren muß, bekreuzen sich die Brautjungfern und singen: „Brautführer nnd Brautwerber, nehmt ab die Mützen hie, denn hier ist Christi Leiden und der Jungfrau Marie." Vor der Trauung legen die Brautleute ihre Beichte ab und treten an den Tisch des Herrn. Nach der Tranung nimmt der Marschall die Äpfel von der Ruthe herab, weil sie „ihm zukommen". Nur den „Mittleren", das heißt jenen, welcher auf die Mittelsprosse gesteckt war, übergibt er der jungen Frau. Nach Hause kehrt man in derselben Ordnung zurück als man zur Kirche gekommen war. Hier erfolgt die Bewirthung des Hochzeitszuges mit einem frischen Trünke, und wenn dies abgethan ist, fordern die Mädchen den Marschall zum Tanze anf. Nun beginnt die Musik die Polonaise zu spielen. Der Marschall, die Ruthe in der Rechten, geht in Begleitung der Brautführer einmal um die Stube herum, worauf er die älteste Braut- jungfer bei der Hand faßt und einen Rnndgang mit dieser macht. Sodann übergibt er sie dem ihm zunächst folgenden, nnd so gehen der Reihe nach alle Brautjungfern und zuletzt die Werberinnen von Hand zu Hand um die Stube herum. So oft der Starost seine Tänzerin wechselt, fingen die Zurückbleibenden: „Unser Marschall geht zum Tanze,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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