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sind meist schön und rührend. Bald nehmen sie für immer Abschied von der Freundin, mit
welcher sie so viel verkehrt haben und drücken Bedauern über den Verlust der Freiheit aus,
welche Nim unwiederbringlich dahin ist, bald sprechen sie die Hoffnung aus, daß der Ehestand
ihr Glück bringen werde und loben dabei oder necken auch den Bräutigam, Alles dies rührt
die Neuvermählte bis zu Thränen; so singt die letzte der Brautjungfern zu ihr gewendet:
„Wein' nicht! nm's Kränzlein sei N. Dir nicht leid,
Spend' eine Messe, dem Herren geweiht. Dem Herrn Du Dich weih' und Seinem Mütterlein,
Und fern wird Dein Lebtag das Böse Dir sein."
Während dieses letzten Gesanges und Rundtanzes richten die Brautjunker ein
strenges Augenmerk auf Thür und Fenster; denn es soll die „Behaubung" stattfinden.
Also ist die Neuvermählte geneigt, davon zu laufen; allein der Marschall hat sie schon aus
den Händen der letzten Brautjungfer in Empfang genommen und der Vicemarschall hat
schon das Stühlchen in die Mitte der Stube gestellt. Die Braut reißt sich los, wirft deu
Schemel einmal, zweimal um; doch setzt sich der Marschall endlich selbst auf den Stuhl
und setzt sie sich mit Hilfe des Vicemarschalls auf die Knie. So ist sie nun von der Über-
macht bezwungen und die Brautjungfern geben das Zeichen zur „Behaubung".
„Nnn heißt's fort, meine N., nun heißt's fort.
Mit den Zöpfchen unter's Kästchen; nimm die
Haube dort!
Kukuk hat geschriebn beim Pfühlchen
Und geweint hat N. am Stühlchen.
Kukuk schrie am Banm unzählig Und geweint hat N. glückselig,
Kukuk schrie, hat aufgehört.
Was hat dir der Herr gewährt?
Allerschönster Lohn ward mir gewähret,
Dem Waldvöglein ward grünes Gras bescheeret."
Die älteste Werberin, die Starostin, ist nun zur jungen Fran getreten, hat ihr den
Haarschmuck abgenommen und will sie beHauben. In manchen Gegenden schneidet man
der Braut den Zopf ab und legt ihn in die Haube. Bei den Lasowiaken ist dies nicht der
Fall. Hier hebt die Starostin den Zopf in die Höhe und bemüht sich der Braut die
Cliemelka, das heißt einen hölzernen Reif, auf den Kopf zu stecken, um welchen man
den Zopf herumwindet, worauf man die aus ungebleichtem Zwirn verfertigte Haube
setzt. Allein, ehe ihr dies gelingt, hat die Braut mehrere solcher Lkemelki zerbrochen,
und es wäre sicher nicht möglich, ihr den Kopfschmuck aufzusetzen, wenn der Starostin nicht
auf ihr Bitten von den Brautjunkern dadurch geholfen würde, daß sie die Hände der
Braut festhalten. Über die Hanbe hat die Starostin endlich das weiße Tnch gelegt, wie es
die Frauen zu tragen Pflegen und damit ist die Ceremonie der „Behaubung" vollendet.
Allerdings äußert der Marschall singend, daß die Starostin die Braut „schief behaubt''
habe, allein sie schenkt dem keine Aufmerksamkeit; sie antwortet ihm ebenfalls singend,
daß die Braut dessenungeachtet eine Frau und der Bräutigam ihr Mann sei. Endlich stellt
sie sich mit der Braut vor die Musik hin und erzählt singend, sie sei auf dem Jahrmarkt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch