Seite - 377 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19

377 Der Ruthene ist im Allgemeinen von hohem und schlankem Wuchs, fast vorwiegend blauäugig, das Haar ist nur mit der Zeit dnrch Schmieren mit Fett dnnkel geworden, während die Kiuder hellblonde Köpfe zeigen. Von Natur aus ist er langsam und bedächtig, aber so ausdauernd, daß er auch unter schwierigen Umständen das nöthige Gleichgewicht zn behalten weiß. Ungeachtet seiner angeborenen Gutmüthig- ^ t keit und Sanstmnth wird er doch ungestüm, wenn Im man ihn kränkt oder reizt. Die traurige Vergangen- Trümmer verwandelten, jahrhundertelange Leib- r W eigenschast, sowie Sclaverei und Gefangenschaft, tatarischen und türkischen Gebieten angrenzenden Gedanken vertieft, verschlossen und mißtranisch, zugleich aber sorglos um die nächste Zukunft, aber- ' ^ ^^ Der Ruthene hält fest an dem Hergebrachten, ^ M M verschließt sich aber dem Fortschritte nicht, wenn Bemühnngen zum Ziele führen. Es mangelt ihm durchaus nicht an Geistesanlagen; er zeichnet sich durch gesunden Menschenverstand nud Empfang- lichkeit für tiefere Gedanken und Gefühle aus. ^ ^ ^ ^ (^li, ruthenncher Kirchenbejuchcr. Die Bestrebungen der Geistlichkeit und der Volks- anfklärnngsvereine haben in den letzten Jahrzehnten schöne Früchte gezeitigt und in den Volksmassen den Sinn für Cultur uud Fortschritt, für Sparsamkeit und Nüchternheit geweckt. Das Nationalbewußtsein hat in den Volksmassen ziemlich tiefe Wurzeln geschlagen; aber bei allem Nationalgefühl ist der Rnthene doch nicht unduldsam gegen andere Nationalitäten nnd Glanbensbckcmitnisse. Er lernt gerne andere Sprachen, wobei