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rutheuischeu Bürger unterscheidet sich vvn der der Landlente durch deu Stoff. Gewöhnlich
fertigen sie ihre Kleider aus feinerem fabriksmäßig erzeugtem Tuch an, tragen lange grauat-
oder blaufärbigc Tuchröcke mit euger (xupä») oder mit weiter Taille (kapötu) mit Steh-
oder Aufschlagkragen. An der Brust, am Rücken und an den Falten bei den Seitentaschen
werden diese Tuchröcke mit Bändern ausgenäht und an der Brust mit Schlingen zusammen-
gehalten. Der Tuchrock wird durch einen seidenen mit Gold durchwirkten breiten Gürtel
mit Franzen (tvtv^j pzs) zusammengehalten. Im Winter tragen sie einen mit grauem oder
grauat- und blaufärbigem, auch grüuem Tuch überzogenen Schafpelz (tuiüp) mit enger
Taille nnd einen breiten, mit grauem Krimschaffell verbrämten Kragen. Die Kopfbedecknng
bildet eine hohe, ans grauem Krimschaffell gemachte Mütze (5?äpka) mit blauem Sammt-
deckel, in maucheu Städteu eine kegelartige, ans schwarzem Lammsfell (küexmo), im
Sommer ein schwarzer oder grauer Filzhut.
Das rutheuische Bürgereostüm der Frauen und Mädchen unterscheidet sich bedeutend
von dem der Dorfbewohner, nnd besteht fast ausschließlich aus fabriksmäßig hergestelltem
Stoff. Ein feines Perkalhemd mit großem Auslagekragen, eiu wollener, feingefalteter
Rock, welcher vorne mit einer weißen oder buntfarbigen Schürze bedeckt ist, ein langer
wollener Kaftan (kuklün, katänka) aus himbeerfarbigem Stoff mit großen Klappen und
ebensolchem Auslagekragen, schwarze Stiefel oder Schnhe an Fest-
tagen gelbe oder rothe Safianstiefel oder Schuhe bildeu die Kleidung einer rnthenischen
Bürgersfrau oder eines rnthenischen Mädchens. Von besonderer Bedeutung ist der Hals-
und Brustschmuck, welcher aus einigen Schnüren vvn haselnußgroßeu Koralle«, inmitten
mit einer Goldmünze im Werthe von öl) bis 100 fl. besteht, so daß der ganze Halsschmuck
der wohlhabenden Bürgersfrauen in Uhnöw, Bnczaez uud anderen Städten nicht selten
einen Werth von 700 bis 1000 fl. repräsentirt. Die Frauen bedecken das kurzgeschorene
Kopfhaar mit einer Haube, um die sich ein tnrbanartig zusammengelegtes wollenes oder
seidenes Kopftuch windet, mit rückwärts herabhängenden Enden, welche die herabwallendeu
Haarlocken bedecken. In manchen Städten hüllen die Frauen ihr Haupt nach Art der
Dorffrauen in ein weißes Linnentnch (peremitka). Die Mädchen lassen den laugeu
Haarzopf mit einem eingeflochtenen Seidenband rückwärts herabhängen. Im Winter tragen
Bürgersfrauen lange mit blauem oder grünem Tuch überzogene Schafpelze mit
enger Taille. Der breite Auslagekragen und die großen Klappen sind mit grauem Krim-
lammsfell oder mit Fuchsfell verbrämt, die Brustseite und die Rückennaht mit bnnten
Bändern, manchmal sogar mit echten Goldborten benäht.
Die Dniesterbewohner (Nistrowiäny oder Poberezei, das ist Uferbewohner)
bilden den Übergang von der Bevölkerung der uordostgalizischen Niederuug und des
podolischen Hochplateaus zu den Gebirgsbewohnern und ihre Tracht ist der ihrer
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch