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herabwallcn, reich geschmückt. Am Halse tragen Frauen und Mädchen mehrere Reihen
buntfarbiger Glasperlenschnüre, die Mädchen besonders in großer Anzahl aneinander-
gereiht. Die Fußbekleidung besteht aus Stiefeln, welche für Festtage aus gelbem oder
rothem Saffianleder angefertigt werden. Häufiger aber kommen in diesen Gegenden lederne,
in einen Spitz auslaufende schwarze oder gelbe Schuhe (küpci, poswtx) vor, welche mit
Schnüren aus Ziegenwolle (vvotok^) geschnürt werden und ihrer Form nach an die
mittelalterliche Fußbekleidung erinnern.
In den gegen die Karpathen ansteigenden Gegenden, z. B. südlich von Stanislau,
Halicz, Dolina bemerken wir in der Tracht eine bedeutende Ähnlichkeit mit jener derHuzuleu.
Männer und Frauen tragen in diesem Landstrich einen im Gürtel anschließenden Lodenrock
aus schwarzem, hie und da aus weißem Tuch, welcher an den Nahtstellen mit rothen und
grünen Wollschnüren benäht ist. Besonders aber werden Kragen, Brusttheil, Seitentaschen
uud Nahtstellen am Rücken reich verziert. Anstatt des Pelzes findet man hier bei Männern
und Frauen den kiptär (Pelz ohne Ärmel), eine Art Gilet, der ebenfalls aus Tuch
angefertigt wird. Stehkragen und Brusttheil des Kiptar sind gewöhnlich mit rother und
grüner Seide ausgenäht. Die Männer tragen einen breiten, mit metallenen Scheibchen
oder Messingknöpfchen reich geschmückten ledernen Gürtel (eueres), die Frauen und Mädchen
Ohrgehänge, und am Halse Glasperlenschnüre. In der Kopfbedeckung der Mädchen und
in der Verzierungsart der Frauenhemden bemerkt man eine gewisse Mannigfaltigkeit.
Das Karpathenhochland weist in der Tracht der dortigen Bewohner einen eigen-
artigen Typns im Schnitt und Geschmack auf, da der Gebirgsbewohner einer kürzeren nnd
mehr anliegenden Kleidung zum bequemeren Bergsteigen bedarf.
Unter den Gebirgsrntheneu verdienen zwei Typen besonders hervorgehoben zu
werden: die Huzulen (HucuH) und die Bojken Die ersteren bewohnen die
südöstlichen Waldkarpathen von den Quellen des Dniesternebenflnsses Limnycia bis über
die Landesgrenze nach Ungarn nnd der Bukowina hinaus, während die Bojken die Wald-
karpathen westlich von der Limnycia bis zum Sauuebeufluß Solinka besiedelt haben, wo
sie mit den Grenzruthenen Lemki (sogenannt wegen der bei ihnen gebräuchlichen Partikel
tsm — nur) benachbart sind.
Die Limki, welche sich selbst liusnakv, das ist Rutheneu neuueu, bewohnen den
niederen Beskid bis über die Landesgrenze hinaus und erinnern dnrch Tracht, Typus uud
mundartliche Eigenthümlichkeiten an die benachbarten Slovaken.
Der Huzule unterscheidet sich von dem Bojko sowohl durch körperliche als geistige
Eigenschaften. Der erstere ist gewöhnlich kräftig gebaut, vou hoher schlanker Statnr uud
zeichnet sich durch männliche Gesichtszüge, gebräunte Hautfarbe, schwarze Augen und
schwarzes langes Haar, schöne Adlernase nnd langen Schnurrbart aus. Der Bojko
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch