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dagegen ist von mittlerer Statnr, weißer Gesichtsfarbe, ist grauäugig, hat dnnkles,
gewöhnlich um den Scheitel rasirtes Haar, und einen knrzgestntzten Schnurbart.
Das Costüm der Huzulen und Bojken zeigt im einzelnen viel Eigenartiges, aber im
Allgemeinen einen und denselben Typus. Daher wollen wir die Tracht dieser beiden
Grnppen zusammen behandeln und nur die wichtigeren Unterschiede derselben hervorheben.
Die Tracht der Bojken ist einfacher und bescheidener, während die Huzulentracht,
besonders die malerische Sonntagstracht sich durch reiche Verzierungen auszeichnet, welche
einen ausgeprägten Sinn für Glanz und Farbenharmonie bekunden. Als Kopfbedeckung
trägt der Huzule im Sommer einen runden, breitkrämpigen, schwarzen Filzhut (ki^sänia),
welcher mit einer Borte aus dünnem gelben Blech, außerdem aber noch häufig mit
eingesteckten Pfauenfedern geziert ist. Im Winter tragen sie gewöhnlich, wie die Dniester-
bewohner, helmartig geformte, mit Fuchsfell verbrämte Mützen (ktepönia). Daneben kommt
bei den Huzulen, besonders aber bei den Bojken, als Kopfbedeckung eine conische Lammsfell-
mütze (küexma) vor, welche stark an die im Alterthum bekannte phrygische Mütze erinnert.
Den Überwurf bildet ein aus grobem, dunkelrothem, seltener dunkelbraunem Tuch
ohne Falten und ohne Taille gemachtes kurzes, an das Knie reichendes, frei über die
Schultern geworfenes Oberkleid (sei-ckük), welches mit einer Schlinge unter dem Halse
zusammengehalten wird. Das Oberkleid ist mit blauen, wollenen, mit Goldfäden angenähten
Schnüren und Quasten verziert. Unter dem Oberkleid trägt der Huzule einen kurzen Pelz
ohne Ärmel (kiptär), welcher mit kurzhaarigem Lammfell verbrämt, an Kragen und
Brusttheil mit farbiger Seide ausgenäht und mit rothem Saffian ausgestattet ist. Das nicht
ganz bis zum Knie reichende Hemd des Huzulen ist gewöhnlich aus feiner Hausleinwand
gemacht, an den Rändern bunt gestickt und wird am Halse mit einer Schnur leicht gebunden.
Auf der Brust kreuzen sich zwei dicht mit Nägeln beschlagene und mit messingenen Schnallen
versehene Riemen, an welchen eine mit Metallschmuck verkleidete Ledertasche (toditkn
oder täsiika) und ein Pulverhorn (poros^riM) umgehängt werden. Das Pulverhorn ist
entweder aus Holz kugelförmig geformt, mit Messingblech, eingelegtem Messingdraht nnd
Perlmutter geziert oder aus einem gabelförmigen Hirschgeweih gemacht und mit Messing-
blech reich verziert. Außerdem schmückt die Brnst ein großes Messingkrenz. Das Beinkleid ist
aus rothem, blauem, schwarzem oder auch weißem Tuch. Als Fußbedeckung gebraucht der
Huzule aus ungegerbtem, brannem Leder verfertigte Sandalen (postöl^), welche oberhalb
des Knöchels mit Lederstreifen oder mit einer wollenen Schnur gebunden werden. Den Fnß
umwickelt er mit einem rothen oder weißen Tuchlappen, worüber erst die Sandalen kommen.
Die Huzulinnen tragen gestrickte Strümpfe. Seltener werden hohe Stiefel gebraucht.
Jeder Huzule trägt einen fußbreiten Gürtel aus rothem Juchtleder, der mit Schnallen
festgehalten wird. An demselben befinden sich eigenartig geformte Messingscheibchen als
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch