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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
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400 Sämmtliche Bräuche bei der Geburt (rocl^n^) und bei der Taufe des Kindes werden von entsprechenden Volkssprüchen und Volksliedern begleitet. In rührenden Liedern gibt auch die Mutter an der Wiege ihres Kindes ihren tiefinnersten Gefühlen Ausdruck. Die ruthenische Volkspoesie hat eine ganze Fülle von naiven, mitunter auch scherzhaften Wiegenliedern. Es wandelt der Schlaf neben dem Fenster, Und der Schlummer neben dem Zaune. Und es fragt der Schlaf den Schlummer: „Sag', wo werden wir heute uächt'geu?" — — „Wo ein Stübcheu wann ich finde Wohl mit einem lieben Kinde, Dort werd' nächt'gen ich und liegen, Und das herzige Kindlein wiegen!" (Simiginowicz-Staufe übers.) Der bedeutsamste Moment im weiblichen Leben, der Übergang von der Jung- fräulichkeit zum Frauenthume, wird bei den Rnthenen mit langdanerndem, umständlichem und reichhaltigem Ceremoniell gefeiert, welches von hochpoetischen Hochzeitsliedern, von althergebrachten Bräuchen uud Nationaltanz begleitet, alle anderen Sitten und Bräuche übertrifft. In Folge des wirthschaftlichen Verfalles der rnthenischen Bauernschaft wurden jedoch diese Hochzeitsbränche vielfach eingeschränkt und haben Manches von dem frühereu Prunk eingebüßt. Der Herbst ist der entsprechendste nnd beliebteste Zeitpunkt für Heiraten, so daß selbst der Fasching als minder geeignet angesehen wird. Will ein Junggeselle heiraten, sv wählt er einen angesehenen, bejahrten Mann (stäi-osw), in manchen Gegenden zwei Ttarosten und zieht mit denselben in das Haus der Auserwählten, gewöhnlich spät am Sonnabend oder am Vorabend eines Feiertages (icke na ?aI6ty oder na svvüwni?), Fasttage ausgenommen. Die Starosten treten nach dreimaligem Anklopfen in die Stnbe ein und der erste bringt den Heiratsantrag in Form eines witzigen Vortrages vor, während der Freier an der Thür stehen bleibt. Der Starosta erzählt, daß sie als Jagd- genossen eines Fürsten (kniaö) eine Füchsin (oder ein Mardersweibchen) verfolgt hätten und nachdem sie auf ihre Fährte gekommen, hier angelangt seien und um Auslieferung derselben, nämlich um die Hand der Fürstin (IcniadMia, wie die Braut gewöhnlich benannt wird) bäten. Hierauf holt der Starosta eine Flasche Branntwein ans der Tasche hervor nnd bittet um ein Glas. Ist man dem Freier geneigt, dann bietet man dem Starosten scherzweise eine Wasserkanne, einen Krng u. s. w. an. Zuletzt läßt der Vater seine Tochter, welche während des ganzen Vortrages des Starosten am Ofen gestanden und denselben zum Zeichen ihrer Verschämtheit mit dem Finger gestochert hat, ein Glas bringen. Bringt das Mädchen das verlangte Glas, nippt sie an demselben und reicht sie es dem Freier, so ist dies ein Zeichen, daß sie in die Heirat mit dem betreffenden Freier willigt. Sind aber die Eltern oder das Mädchen damit nicht einverstanden, dann erwidern sie dem Starosten:
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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