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Branntwein bewirthet und der Tanz, wobei die Mädchen der Reihe nach ihr Haupt mit
dem Kranze der Brant schmücken, bildet den Schluß dieses Ceremoniells. Schließlich werden
beide Kränze zusammen auf zwei Laib Brod und diese auf den Tisch gelegt und bleiben
dort bis zum Samstag vor der Hochzeit liegen.
Zwei Tage vor der kirchlichen Trauung, nämlich am Freitag wird gleichzeitig im
Hause der Braut und des Bräutigams das Backen des mystischen Hochzeitskuchens
(u molocköko i molockHi ptös?e?uk oder dkäjrck koro^vä^) vollzogen. Zu diesem Zwecke
werden sowohl in das Haus der Braut, als auch in jenes des Bräntigams von den Swachas
10 bis 20 Frauen (koronHi^-ci), je nach der Wohlhabenheit des Hausherrn, geladen,
welche mit Mehl, Brod und anderen Geschenken kommen. Sie erhalten von der Hausfrau
feines Weizenmehl, ans welchem der korovvH gebacken wird. Alle Vorbereitungen zum
Backen des Hochzeitskuchens werden unter Leitung des Starosten gemacht und vom Gesang
entsprechender Lieder, Trank und Tanz begleitet. So wird während der Zubereitung des
Teiges gesungen:
Schafft nur alles Gute herbei
Zum Korowaj, dem festlichen,
Den Weizen, den besten,
Waffer vom Dunaj-Strom,
Eier von Kamence, Salz von Krakau her,
Safran aus Danzig.
Sei's ein Herrenbiffen
Geknetet von Swachen,
Den schönen, jungen. (Szujski.)
Der fertige Teig wird anf dem Deckel des Backtroges geknetet und dem koroxvH wird
die Größe und runde Form des Backtrogdeckels gegeben. Hierauf wird der so geformte
liorvwäj ringsum mit einem aus Teig gemachten Geflecht umgeben und au der oberen
Fläche mit krenzförmig aufgelegten Teigwalzen nnd in der Mitte mit zweien aus Teig
gekneteten Täubchen, an den Rändern aber mit Rosen-Schnecken-ähnlichen und dergleichen
Verzierungen geschmückt, wobei unter Anderem folgendes Lied gesungen wird:
Mond, du Mond aus dem Paradies,
Leuchte unserem Korowaj. Er gedeiht, wie die Soune,
Wie die Blume blühe er.
Auch die Mutter Gottes wird im Gesang angerufen, um beim Ofenlegen des
behilflich zu sein. In den koiowH werden in der Regel vier Wachskerzen gesteckt.
Der frisch gebackene kciiow^ wird mit Sinugrüublätteru, mit bunten Federn und rother
Stickwolle geschmückt. Außer dem großen koi-ovvH werden zwei längliche Kolatscheu, die
durch ein aus Teig gemachtes Kreuz zusammengehalten sind, und eine größere Anzahl
von rnndlich in Form von Fichtenzapfen geknetetem Teig oder auch kleinere
Kolatfchen die als Hochzeitsgeschenke dienen, gebacken. Kommt das Gebäck
glatt gebacken aus dem Ofen, so prophezeit man den Verlobten ein glückliches Leben.
Nebenher werden bei dieser Gelegenheit die für die ganze Hochzeitsfeier nöthigen Speisen
und Getränke zubereitet.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch