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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 426 -
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426 christliches Element drang in die altrnthenische Mythologie ein, indem die heidnischen Gottheiten mit christlichem Colorit ausgestattet nnd durch christliche Namen ersetzt wurden. So finden wir also in den Kcüackä-Liedern mythische und christliche Anschauungen mit historischen Thatsachen vermengt. Zu Ostern versammeln sich die Dorfmädchen an einem freien Platz, in der Regel vor der Kirche oder auf dem Kirchhof, veranstalten daselbst verschiedene Osterspiele und singen dabei Lieder, welche kukükF oder heißen, weil dieselben aller Wahr- scheinlichkeit nach ehemals in einem Hain (kuZ aufgeführt wurden. Von Ostern an werden auch Frühjahrsspiele veranstaltet und Frühjahrslieder (vvesniankF) gesungen, ausschließlich von Mädchen, während die Dorfburschen nur zuhören und hin und wieder mit Witzen und Scherzen sich einmischen, worauf sie eine Antwort in scherzhaften, satirischen Liedern erhalten. Die Oster- und Frühjahrsspiele, sowie die entsprechenden Lieder haben ebenfalls eine mythische Unterlage und beziehen sich meistens auf die himmlischen Mächte des Lichtes und der Finsterniß. Sie bieten uns ein Abbild dessen, was im Frühjahr auf Erden und am Himmel vorgeht. Darauf, daß dereinst in den Frühjahrsspielen der Cultus heidnischer Gottheiten zum Ausdruck kam, scheint der Umstand hinzuweisen, daß dieselben mit den Ostern beginnen und auf dem Kirchhof oder Friedhof veranstaltet werden. Mit der Zeit haben die Oster- nud Frühjahrsspiele den Charakter von Belustigungsspielen angenommen, so wie die ehemaligen Gottheiten im Volksglanben zu dem Range von Gespenstern und bösen Geistern herabgesunken sind. Der wohlthuende Einfluß des die Erde befruchtenden Regens hat anch zur Verehrung des fein tröpfelnden Regens Anlaß gegeben, und die betreffenden von Kindern vorgetragenen Lieder deuten auf demselben dargebrachte Opfer hin. Manche Frühjahrsspiele und Lieder enthalten Andeutungen von Ereignissen aus der Periode der rutheuischen Theilfürsten und ihrer Gefolgschaften, unter anderen aus jener des Fürsten Roman von Hatycz und Wotodymyr. Die Johannisfest l ieder (kupalni pism) und die einschlägigen Bräuche enthalten Erinnerungen an die Sonnengottheit (küpalo) und die Regennymphe (marena). Auch die Hochzeitslieder überliefern uns die Anschauungen über das Familien- leben und die Familienverhältnisse dieser Periode, wo die Formen der socialen und staatlichen Ordnnng unter dem ruthenischen Volke noch nicht vollkommen krystallisirt waren. Das, was jetzt die Bedeutung von bloßen Hochzeitsbräuchen hat, hat früher in der Wirklichkeit bestanden (z. B. Frauenkauf und dergleichen), wie wir dies aus den Schilderungen der socialen Zustände unter den slavischen Stämmen im alten Rnthenen- lande, aus Nestors Chronik, entnehmen können. Wie die rituelle Volksdichtung sich durch große Mannigfaltigkeit auszeichnet, so weht in der lyrischen Volksdichtung der Rnthenen ein Hauch großer Frische und tiefen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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