Seite - 427 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Bild der Seite - 427 -
Text der Seite - 427 -
427
innigen Gefühls. Die lyrische Volkspoesie ist zum großen Theile eine Schöpfung der
ruthenischen Frauenwelt und zeichnet sich durch Correctheit der Versform, sowie durch
musterhafte und gehobene Sprache aus. In diesen Liedern finden wir kein überflüssiges,
kein unpassendes Wort. Wie in einer vollen und reifen Ähre nur schöne Körner sich
vorfinden, so finden wir auch in den nicht verstümmelten lyrischen Volksliedern auserlesene,
klangvolle und gewichtige Ausdrücke, und es gibt darunter keines, vor welchem die
jungfräuliche Wange zu errötheu brauchte. Die Composition liefert ein Zeugniß von gutem
Valiernbegräbniß bei Kolomea in Ostgalizien.
Geschmack, und in onomatopoetischer Beziehung hat die Sprache der Volkslieder den
höchsten Grad der Geschmeidigkeit erreicht, obwohl sie dadnrch an männlicher Kraft und
an Wohlklang nichts eingebüßt haben.
Von der lyrischen Volksdichtung verdient besonders erwähnt zu werden das am
meisten unter dem ruthenischen Volke übliche Lied kolvmMa, welches im Kotomyjer
Gebiet seinen Ursprung und davon auch seine Benennnng hat. Das ist die Seele und
die treue Gefährtin des Rnthenen von der Wiege bis zum Grab, mit der Alles beginnt
und endet. Die kolomMa war ursprünglich ein Tanzlied (der betreffende Tanz führt
denselben Namen), hat aber im Laufe der Zeit eine allgemeine Bedeutung erlangt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch