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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 434 -
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434 Die ruthenischen Volksmythen charakterisiren sich dadurch, daß sie auch in den Schöpfungen der Phantasie das Naturgemäße, Ästhetische, Wahrheitsmäßige beobachten und alles Übertriebene, Schreckliche und Widernatürliche meiden. Die Weihnachts- und Neujahrslieder, die Frühjahrs- und Johannisfestlieder bieten das reichhaltigste Material zur Erforschung des ruthenischen Volksmythus. Die Jagen haben in dieser Beziehung eine geringere Bedeutung, weil in dieselben ungeachtet des mythischen Untergrundes viel Nebensächliches, Soziales, Christliches, Moralisches und Humoristisches hineingetragen wurde. Nur der Untergrund der Sage ist mythisch, alles Andere ist spätere Formation. Die Sagen von dem die Sterne verschlingenden Drachen von einem der j^ ia (Furie), in anderen Sagen einer Hexe (wiämn) zum Opfer bestimmten schönen Knaben IxvÄZ, welchen dann die Gänse auf ihren Flügeln in sein Heim bringen, von den pesMoionci (einäugige Menschen mit Hundsköpfen), denen eine Jungfrau zum Opfer fallen soll, die aber durch ihren Scharfsinn den Hundsmenschen zu bewältigen und sich zu retten weiß, und dergleichen, sind Überreste des ehemaligen Sonnenmythus . Die letztere Sage erinnert an den Sagencyklus vom Polyphem. Die einäugigen Hundsmenschen sowie die einäugigen Riesen mit dem Polyphem sind eine anthropomorphische Darstellung der unheilschweren Wolke, welche in der ruthenischen Sage von einer Jungfrau (in der griechischen von einem Helden), das ist von dem Blitz, bewältigt wird. Die Bewältigung der Macht des Winters durch die Einwirkung der Sonne tritt als ein Kampf zwischen den phantastischen Ungeheuern und den sie besiegenden Menschen auf, welche durch einen Helden, in der Regel einen holden Jüngling, aus der Macht der finsteren Gestalten entzaubert werden. Der Held muß verschiedene Hindernisse aus dem Wege räumen und die glückliche Flucht mit den Befreiten sich mittelst Zauberäpfeln, welche er hinter sich wirft (wodurch Wälder, Seen, Feuer u. f. w. entstehen, welche die Verfolger aufhalten), sichern. In der Regel heiratet er eine von den verzauberten Jungfrauen, worin das alte mythische Symbol der Vereinigung der Frühlingssonne mit der neuerwachten Erde zu erblicken ist. Die Sagen von der Verfolgung der Stieftochter durch die Stiefmutter, welche derselben schwer durchführbare Aufgaben auferlegt, die aber mit wunderbarer Hilfe gelingen, von der Jungfrau, welche, von der Stiefmutter des Augenlichtes beraubt, Perlen weint und von einem Fürstensohn befreit und geheiratet wird, die zahlreichen Sagen von zwei älteren verständigen Brüdern und von dem jüngsten, dem Thoren, dem Alles gelingt, sind ebenfalls Überreste des alten Sonnenmythus, welcher bereits in das ethische Märchen übergeht. Von den alten heidnischen Gottheiten hat sich im Gedächtniß des Volkes Pernn, der Donnergott, erhalten, dessen Eigenschaften später auf den kriegerischen Fürsten oder auf
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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