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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 441 -
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441 Anschauung Geschichte und Volksleben, Vergangenheit und Gegenwart der schon seit dem XI. Jahrhundert kurz nach der Zerstörung Ani's nach und nach hier eingewanderten und gastlich aufgenommenen armenischen Flüchtlinge kennen zu lernen. Er wollte diesen Ableger des armenischen Stammes auf seine Widerstandsfähigkeit und sein Nationalbewußtsein hin prüfen, er wollte sich überzeugen, ob sein Volk, das ja seine Mission als Träger der westlichen Cultur in Asien so rühmlich vollbracht, genügende Energie und Elastizität besitze, um auf den in umgekehrter Richtung stromanfwärts treibenden Wellen ein Stück Orient in den Oeeident hineinzutragen und ihn, und mit ihm die nationale Eigenart, dort Jahr- hunderte lang in ihrer ganzen orientalischen Farbenfrische zu bewahren. Minas Pyfyschkiänz, der selbst seinen Namen gern wohlklingender und anspruchs- voller in „de Medicis" übersetzte, ist ein aufmerksamer und kenntnißreicher Tourist. Er berichtet über Bücher und Handschriften, überrascht uns durch die Nachricht von in Lemberg gedruckten armenischen Psalmen und medicinischen Werken, entziffert die Aufschriften der halb verwitterten Grabsteine und Gedenktafeln, er ordnet die Daten und stellt die geschichtlichen Facta zu einem kurzen historischen Abriß zusammen. Aber wo er sich der Schilderung der damaligen Zustände und des armenischen Volkslebens zuwenden soll, da wird er einsilbig, wortkarg, beinahe mürrisch. Nur im Vorbeigehen wirft er die Bemerkung hin, daß es jetzt in Lemberg kaum mehr als hundert Familien gebe, die dazu noch großentheils auf dem Lande wohnen, und glaubt ausdrücklich hervorheben zu müssen, daß im Kloster der armenischen Fräulein zu Lemberg die Gebete „noch" armenisch gesprochen werden. Der gelehrte Pater hat sich entschieden nm 150 Jahre verspätet. Wäre ein Reisender in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts in Ostgalizien gewesen, zum Beispiel in Gesellschaft des Pater Lnigi Maria Pidou, der hier lange Jahre hindurch für die Iluiou mit Rom arbeitete, so hätte er noch die Armenier als eine fest geschlossene Masse vorgefunden. Damals gebrauchten sie uoch durchwegs die eigene Sprache, besaßen eigene Gerichte uud Gesetze, waren stark und mächtig durch bedeutenden Besitz, zahlreiche Privilegien und Bevorzugungen, die sie durch Klugheit und gewandtes Auftreten von den polnischen Königen und den Großen des Reiches, trotz der oft heftigen Einsprache der Muuicipieu, zu erlangen wußten. Als Beherrscher des ganzen polnischen Orienthandels, als große Importeure, als Handelsvolk, das mit der Levante in regen Beziehungen stand und im Nordwesten Europa's, an den Ufern der Amstel, eine wichtige Handelseolonie gründete, waren sie theilweise Kosmopoliten; sie fühlten sich aber auch gleichzeitig eng verbunden mit dem polnischen Elemente durch die Gemeinsamkeit der städtischen Interessen und politischen Verhältnisse, deren Folgen ihr Handel als das empfindlichste Glied des volks- wirthschaftlichen Körpers immer am ehesten und heftigsten zu spüren bekam.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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