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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 444 -
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444 Schon unterWtadyslawJagieAv wurde den Armeniern in Lemberg ein eigener Stadt- theil nahe am Centrum der Stadt zugewiesen. Von dort aus pflegten die großen, wohl- organisirten und gut bewaffneten Karawanen in den Orient zu ziehen unter der Führung des Karawan-Baschas, eines tapferen und klugen, dies gefahrvolle Gewerbe berufsmäßig betreibenden Mannes; dorthin kehrten sie heim, mit all den glänzenden und blitzenden, buntfarbigen Herrlichkeiten des Orients reich beladen, dort kramten sie aus den lasurblauen ungeschorenen Sammt, den grünen Damast, den carmoifinrothen, goldverbrämten ,ladiii", seidene schöngemusterte Mukadim-Gürtel, türkische Shawls und Tschamlets, Saffiane uud Muchaire — und all dies frisch und glänzend mit dem eigenthümlichen süßlichen Geruch der orientalischen Farbstoffe und Parfums. Kein Wunder, daß eine frisch angelangte armenische Karawane für die elegante Frauenwelt Lembergs ein Stadtereigniß und für den sparsamen Stadtbürger eine finanzielle Niederlage bedeutete. Dies mochte ein Grund mehr sein des Übelwollens gegen den Armenier, den der Bürger schon seit langem mit scheelem Blicke ansah. Denn die Armenier standen sich gut zu König und Regierung, sie verstanden es, sich vortheilhafte Privilegien zu verschaffen und in mancher Streitsache mit dem Lemberger Stadtamt sogar die Entscheidung zu ihren Gunsten zu erwirken; 1505 erlangten sie sogar vollkommene Zollfreiheit nicht nur für den orientalischen Import, sondern auch für die Waare aus Lithauen, Preußen und Schlesien. Jetzt fand man in den armenischen Kramläden neben den Schätzen des Orients auch preußischen Bernstein, neben ungarischen Messern und Sensen venetianische Goldschmiedearbeiten. So wurden sie ein unentbehrliches Glied im socialen Organismus, nmsomehr als sie sich Dank ihrem gewandten Auftreten und ihren zungenfertigen Sprachkenntnissen zu Dolmetschen, Agenten, Sensalen, Vermittlern, „Faetoren" vorzüglich eigneten. Seit 1538 pachteten sie auch wirklich von der Stadt Lemberg die Einkünfte des amtlichen Dolmetschen, ein Amt, das sie zu einem einträglichen, allgemeinen offieiellen Vermittlungsbureau für alle fremden Kaufleute und Interessenten zu erweitern wußten. Nicht selten traf es sich, daß gebildete Armenier die königlichen Botschafter aus ihren Missionen im Orient begleiteten, manchmal sogar ersetzten. Ihr bedeutender socialer und finanzieller Aufschwung im XVI. Jahrhundert veranlaßte öfters die Lemberger Bürgerschaft zu Vorstellungen und Bitten um Einschränkung ihrer Rechte und Privilegien. Das zeitweise Verbot des ausschließlichen Importes wurde zwar 1563 von König Sigismund August wieder aufgehoben, aber schon 1577 die Zahl der Verkanfs- läden auf 22 reiche und 19 arme und 1600 die Zahl ihrer Häuser, von denen keines am Ningplatze stehen durfte, auf 79 „eontingentirt"; sie hatten kein Braurecht und durften nur zwei Weinschänken, drei Methschänken und vier Bierhäuser halten, auch durften nicht mehr als je zwei Schuster, Schneider und Kürschner und ein Maler „armenischer Nation" in die betreffenden Gilden aufgenommen werden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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