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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 445 -
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445 In den folgenden Jahrzehnten hat diese Localgeschichte der Lemberger Armenier zwei Ereignisse zu verzeichnen, welche die scharfen Gegensätze zwischen der nativ urmenorum und den „Christen" bedeutend milderten. Es ist dies zuerst ihr Übertritt vom gregorianischen Glauben zur römisch-katholischen Kirche, den der 1627 in Lemberg zum Bischof, 1635 in Rom zum Erzbischos geweihte Nikolaus Torosowiez, trotz des heftigsten Widerstandes der Schismatiker und des auf ihn vom Patriarchen gelegten Bannes, im Jahr 1667 endgiltig durchzusetzen verstand. Das zweite Motiv war die patriotische Haltung der Armenier während der Belagerung Lembergs durch Bohdau Chmieluicki 1648. Wenn ihnen aber 1653 der Besitz von zehn weiteren Häusern, sogar am Ringplatze gestattet, drei neue Kauflüdeu und der Detailverkauf der Schnittwaaren freigegeben wurden, wozu sie früher nur zu Kriegszeiteu, von Fall zu Fall die Erlaubuiß bekamen, so ist es noch eine Frage, ob sie diese neuen Rechte auch voll uud gauz ausgenützt haben. Mit dem Jahre 1650 haben die polnischen Armenier den Zenith ihrer Macht und Bedeutung bereits überschritten. Ihr Rückgang ist rascher und heftiger als der allgemeine Niedergang des polnischen Städtewesens und des christlich-bürgerlichen Elementes. Die Kozakenkriege, die furchtbaren Türkenbelagerungen schlugen tiefe Wunden in den Organismus der polnischen und rutheuischeu Bevölkerung, für die beinahe ausschließlich handeltreibenden Armenier aber waren diese Wnnden geradezu tödtlich; durch den Verlust der Handels- verbindungen mit dem Orient wurde ihnen der Lebensnerv abgeschnitten. Bei der Einführung der neuen Haussteuer im Jahre 1731 finden wir statt der bewilligten 89 nur 71 armenische Hauseigenthümer verzeichnet. Wenn also die Zahl der dnrch die feste Form des Besitzes Gebundenen um ein Viertel zurückging, wie groß mußte der Abgaug bei dem dem täglichen Verdienste nachgehenden Volke der kleineren Kaufleute, bei Krämern nnd Gewerbetreibenden, bei Agenten und Vermittlern sein. Die armenischen Eolonien in Jaroslau, Brody, Zkoezöw, Jazlowiec gingen im XVlll. Jahrhundert ein. Neben der Nationalsprache kam der Gebrauch der polnischen immer mehr auf; die Gerichts- acten werden im XVII. Jahrhundert größtenteils polnisch geschrieben; das früheste mir bekannte armenische Grabmal mit polnischem Text stammt aus dem Jahre 1600, das späteste mit armenischer Aufschrift iu Lemberg dürfte das des 1686 verstorbenen aus Asdabad stammenden, also hier nicht ansässigen Owanös (Johann), Sohnes des Dolwatawor (des Reichen) Ehotscha Nawasartin, sein. In der Provinz erhielt sich bei den Kleinbürgern die armenische Sprache neben der polnischen bis in die ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts; das allerspäteste Doenment dürfte die vor Kurzem in Jazlowiee ausgegrabene Grabtafel vom Jahre 1807 (!) sein. Zweifelsohne haben sich viele schismatische Familien aus religiösen Gründen, des langjährigenHaders mit dem äußerst schlauen Torosowiez müde, ostwärts nach der Bukowina
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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