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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 451 -
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451 geräuchert und kam als Koziua (acksumis), eine Delieatesse, die jedoch nur unter gefälliger Mitwirkung von Zähnen und Magen rathsam ist, in den Handel; der größte Theil wurde „auf solhan gegeben", das heißt zur Talgfabrikation verwendet. Nachdem Kopf und Füße abgetrennt und die Thiere ausgeweidet waren, wurden sie zu Dutzenden in riesige Kessel geworfen und mit siedendem Wasser abgebrüht; die aufsteigenden Talgstücke wurden abgeschöpft und zu großen Klumpen von bestimmtem Gewicht, zu sogenannten „Steinen" geformt. Nun nahte der von Jnng nnd Alt mit Freuden und Bangen erwartete Tag der „ungarischen Expedition". Kleine Huzulenpferde wurden mit den „Talgsteinen" bepackt. Der Armenier ist ein leidenschaftlicher Reiter, aber nur soweit es das Geschäft erfordert, denn sehr charakteristisch sagt sein Sprichwort: „der Armenier zu Pferd vergißt selbst Gott, aber einmal abgestiegen, vergißt er sein Pferd". Daß während des Sattelns und Bepackens der Reit- und Saumthiere, während des Schnürens der Ränzlein unendlich viel Häude gerungen und Thränen vergossen, geheult und gejammert wurde, ist selbst- verständlich — da müßten die Armenier keine Orientalen sein. Ein kleiner „Baschtang", ein Geschenk, das die Wegfahrende den Zurückbleibenden, ja, Kinder selbst ihren Eltern geben mußte, versagte jedoch selten seine lindernde Wirkung auf die aufgeregten Gemüther, nmfoweniger als er ja nur als Angabe auf den heimzubringenden großen „Baschtang" betrachtet wurde. Endlich setzte sich unter allgemeinem Johlen und Jauchzen, Zurufen und Hüteschwenken die Karawane in Bewegung nach dem .madscliul (dem Ungar- lande). — Das ist der Rest der alten Karawanen; nicht mehr ging es ans Schwarze Meer, nicht mehr stand an ihrer Spitze der kriegs- und welterfahrene Karawan-Bascha, der die Wege bis nach dem Mntterlande, bis nach Etschmiadzin hin kannte, jetzt handelte es sich nur mehr darum, einen ungarischen Grossisten in Szatmär oder Szigeth „umzukriegen". Freilich wußten sie hier artig und behutsam aufzutreten, denn sie richteten sich stets nach ihrem Nationalsprichwort: „Mit der Faust stößt man nicht auf die Spitze der Ahle" oder „Kommst Du in eine fremde Stadt und siehst, daß man den Hut verkehrt trägt, dann thu' es ebenso". Nach Kuty zurückgekehrt, wurde der Exporteur und „reisende Kaufmann" zur Abwechslung wieder zum Industriellen, zum Kuustgärber — tabakar. Zwar bedauert das armenische Sprichwort, daß „von einem Schafe nur ein Fell abgezogen werden kann", aber immerhin gab es von den jährlich gekauften dreißigtausend Schafen genügend Felle, um 24 Gärbereien und Saffianfabriken lohnende Arbeit zu geben. An den langen Winter- abenden wurden dann beim Glas heimgebrachten Ungarweines die gewonnenen Hunderter gezählt und die Millionen — hinzugeträumt. Nun ist auch diese Kleinindustrie vou dem fabriksmäßigen Großbetriebe verdrängt worden, von den 24 Gärbereien ist nur eine geblieben uud diese ist in jüdischen Häitden. 29*
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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