Seite - 463 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Bild der Seite - 463 -
Text der Seite - 463 -
463
den ursprünglichen armenischen Namen beibehalten; beinahe alle bilden ihn wie polnische
Patrouymiea, denn Abgarowiez, J^drzejowicz, Krzysztofowiez, Petrowicz n. s. w. bedeutet
ja ursprünglich ähnlich dem norddeutschen oder dänischen Andersen Petersen nichts anderes
als der Sohn des Abgars, Andreas, Christoph u. s. w., aber es wird gerne den Kindern
bei der Taufe und der nach armenischem Ritus gleichzeitig stattfindenden Firmung der
Name armenischer Märtyrer oder in Armenien besonders verehrter Heiligen wie Gregor,
Jakob, Cajetan, Rhepsime, Rosalie gegeben; hier und da wird der ursprüngliche Familien-
name als Wappen- oder Zuname hineingeschoben.
So sehen wir denn bei einer äußeren Betonung der nationalen Sonderstellung
und trotz einer gewissen Concession an die armenische Vergangenheit eine innerliche, in
tiefer Überzeugung und geistiger Durchdringung wurzelnde Verschmelzung, dort mit der
römisch-katholischen Kirche, hier mit der polnischen Nation. Es gab Stimmen, welche
ein Übriges thun zu müssen glaubten, indem sie das Fallenlassen des Ritus und die
„Streichung dieses Vornamens" beantragten; nur krasse Unkenutniß der Vergangenheit
und vollkommene Verkennung der einer treu gewahrten Tradition innewohnenden Kraft
kann diese Stimmen erklären. Das Verhältniß der Armenier zum polnischen Vaterlande
beruht auf gegenseitigem Nehmen und Geben, und was sie an geistigem und zeitigem Gute
besitzen, das habeu sie sich durch Treue, Fleiß und Ausdauer erarbeitet. Ja, erarbeitet
haben sie sich nicht nur den umfangreichen Landbesitz (so ist z. B. die größere Hälfte des
Großgrundbesitzes im Kreise von Kotomea und Auiatyu in armenischen Händen), sondern
sie haben es auch durch Bildungsfähigkeit und anhaltenden Bildungsdrang dahin gebracht,
daß (abgesehen von den späten Kntyer Einwanderern) die paar Tausend polnischen
Armenier in Galizien ausnahmslos der höheren Geistes- und Gesellschaftssphäre augehören.
Ebeusoviele armenische Namen, wie in dem amtlichen Verzeichniß der landtäflichen Güter
finden sich in den Katalogen von Kunstausstellungen, Akademien, wissenschaftlichen
Gesellschaften und vor Allem in den autonomen Körperschaften und in den stenographischen
Protokollen des Reichstages und des galizischen Landtages. Ist nun ihre Sprache, Literatur
und Kunst die allgemeine polnische, braucht es dann noch besonders hervorgehoben zu
werden, daß auch ihr Ideal das gemeinsam polnische ist?
Die deutsche Kolonisation,
Wann die Einwanderung der Deutschen in die benachbarten polnischen Länder
beginnt, ist geschichtlich gar nicht festzustellen. Seit den Uranfängen der Geschichte Polens
siedelten sich daselbst deutsche Einwanderer an.
Spielen doch schon in die Zeit der Sage die ersten dunklen Nachrichten von Deutschen,
die durch des Lebens Stürme nach Osten verschlagen im fernen Polenlande ein neues
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch