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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 464 -
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464 Heim und ein neues Wirkungsfeld fanden. Die polnische Sage von einem deutschen Ritter Walther (Walgierz Wdaty, Walther der Tüchtige), der auf der Burg in Tyniec (in der Nähe von Krakau) seinen Wohnsitz aufschlug, ist ein interessantes Nachspiel der deutschen Sage von Walther von Aquitanien (Wultkarius manu kortis), der vom Rhein nach Osten geflohen war. Die ersten deutschen Einwanderer kamen als Geistliche, als Krieger, als Handwerker und Kaufleute; sie kamen freiwillig oder gezwungen, als Kriegsgefangene oder Flüchtlinge und brachten mit sich den Samen einer höheren Cultur, die hier und da vereinzelt Wurzeln schlug und allmälig dem Boden entsproßte. Die Verhältnisse der ersten polnischen Herzoge und Könige zu dem deutschen Reiche, ob sie nun freundlich oder zu Zeiten feindlich waren, mußten die Einwanderung der Deutschen in immer wachsendem Maße fördern. In dem neu errichteten, sich stetig ausdehnenden Staatsorganismus gab es so viele kulturelle Aufgaben zu lösen, waren so viele erfahrene Köpfe und geübte Hände nöthig, daß jedem tüchtigen Mann eine gastliche Aufnahme bereitet wurde. Die Nachbarschaft brachte es mit sich, daß unter diesen willkommenen Helfern die Deutschen in bedeutender Zahl vertreten waren. So drang nach und nach mit dem ganzen großen Strome der abendländischen Cultur doch vornehmlich die des nächsten Nachbarreiches in Polen ein; sie beeinflußte die Einrichtungen des monarchischen Staates, sie war ein Vorbild für die Gestaltung der socialen Verhältnisse, bis endlich ein großes Ereigniß, eine durch schreckliche Niederlagen und Verwüstungen hervorgebrachte klaffende Lücke dem deutschen Element die Grenzen Polens angelweit eröffnete. Die furchtbaren Tatarenzüge, die über ganz Osteuropa Verderben und Vernichtung brachten, ergossen sich im Jahre 1241 über den nördlichen Abhang der Karpathen, brachen die Kraft des polnischen Ritterthums in mehreren Schlachten, verbrannten die Städte, verwüsteten die Dörfer und drangen bis ins Oder- gebiet vor. Umsonst stellte sich ihnen der edle Heinrich II. von Breslau bei Liegnitz entgegen, er fiel mit seinen Getreuen und die furchtbare Horde zog weiter, bis sie an den Mauern von Olmütz zerschellte. Schon nach diesem ersten Tatarenzuge lag der südliche Theil Polens in Schutt und Trümmern, verödet und verwüstet da. Kleinpolen büßte seine leitende Stellung unter den Theilfürstenthümern ein. Sollte das Land wieder aufblühen, so mußte Ersatz geschaffen und fremde Hände und fremder Fleiß zu Hilfe gerufen werden. Zu diesem Mittel haben auch die Fürsten der verödeten Länder gegriffen und so hat der große Tatarenzug vom Jahre 1241 die große Colonisation veranlaßt, welche dem Lande für Jahrhunderte ihr Gepräge aufdrückte und eine cnltnrhistorische Aufgabe übernahm, die — wenn auch durch spätere wiederholte Einfälle der Tataren und anderer Feinde, durch innere Wirren und Kämpfe gehemmt uud aufgeschoben — doch die Grundlage der späteren Blüte wurde.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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