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Feldarbeit, etwas Viehzucht und die primitivste» Handwerke bilden die Beschäftigung
der Colonisten. Junge Leute, welche höhere Schulen besuchen oder in den Handelshäusern
und Gastloealen der größeren Städte Dienst und Fortkommen gefunden haben, kehren fast
nie in die Colonie zurück. Einzelne Colonien in der Nähe von Lemberg liefern fast aus-
schließlich die männliche Bedienung für Kaffeehäuser und Restaurants, die aus den
gemachten Ersparnissen sobald als möglich sich selbständig etablirt. Ebenso kehren die
ausgedienten Soldaten nur selten in das Dorf zurück, indem sie schon wegen der Kenntniß
der deutschen Sprache leicht ihr gutes Fortkommen in mannigfachen Anstellungen finden.
Von gemeinsamen Sitten und Gebräuchen der deutschen Colonisten ist angesichts
der verschiedenen Herkunft derselben und der weiten Entfernung der einzelnen Colonien
von einander natürlich nichts zu bemerken. Auch die Kleidung ist in verschiedenen Gegenden
sehr verschieden, doch ist für die Männer ein kurzer blauer Wamms und hohe Schaftstiefeln
charakteristisch, während die Weiber sich von den Nachbarinnen durch farbige Strümpfe
uud leichte Jacken unterscheiden.
Die Sprache ist ein Gemisch von deutschen Mundarten, besonders tritt aber die
alamannische Mundart, wenn auch vielfach verdorben und entstellt, hervor. Doch haben
auch zahlreiche slavische Stämme und Wörter bei den Colonisten Aufnahme gefunden.
Von ihren Nachbarn werden die deutschen Colonisten freundlich behandelt und wegen
ihrer guten Eigenschaften, auch wegen ihrer verhältnißmäßig höheren Bildung geachtet.
Sie haben den Ruf von arbeitsamen, sparsamen und vorsichtigen, ja schlauen Männern,
nur an wenigen Orten sind sie moralisch verkommen und dem Trunk ergeben.
Wenn diese Colouisatiou noch immer besteht und einzelnen Gegenden ein eigen-
thümliches Gepräge verleiht, so kauu doch angesichts der schwachen Entwickelung die hiermit
verbundene Absicht als gescheitert angesehen werden. Das Werk der Assimiliruug schreitet
vorwärts; wo aber der Assimiliruug konfessionelle Hindernisse in den Weg treten, dort
tragen die Heiraten unter einander zur langsamen Degenerirnng bei.
Die )uden .
Die jüdische Religion beherrscht und regelt durch zahllose Gebote und Verbote das
Leben ihrer Gläubigen bis in die kleinsten Äußerlichkeiten,und die Vorschriften des Talmuds,
welche auf die unantastbare Erhaltung der durch die Diaspora gefährdeten mosaischen
Religion abzielen, zwingen die Juden zu einer Lebensordnung und Lebensführung, die ihre
Jsolirnng bewirken. In dieser Abgeschlossenheit, in dem engen eommnnalen Zusammenhalten
und Zusammenwirken aber liegt die wunderbare Widerstandskraft, welche Jahrhunderte
schwersterLeideu und härtester Prüfungen überdauerte. Vorzugsweise gilt dies von den Inden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch