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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 484 -
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484 blieben aber, wenn das Geschäft es forderte, wenn Kaufs- oder Verkaufsordres ihnen nachgeschickt, neue Waarensendungen an sie gemacht oder von ihnen gefordert wurden, wohl mich jahrelang weg, mittlerweile das Regiment im Geschäfte und in der Familie ihren Frauen überlassend. Es kam vor, daß während der langen Abwesenheit des Vaters die Kinder heranwuchsen und denselben kaum mehr kannten; daß er, von westlicher Cultur gestreift, bei seiner Rückkehr fremd im eigenen Hause war und daß das Leben hier, dem er entwöhnt geworden, nicht mehr seinen Anforderungen und seinen Anschauungen entsprach. Im alten Heim nicht mehr heimisch, Pflegte er alsdann gerne ins freiwillige Exil zu gehen, um höchstens einmal zur Osterzeit oder zur Hochzeit eines Kindes auf wenige Tage wieder zu kommen. Der Hauptstapelplatz des galizifchen Handels war die hart an der Reichsgrenze gegen Rußland gelegene, zum weitaus größeren Theile von Juden bewohnte Stadt Brody, welche auch in Würdigung ihrer hervorragenden Vermittlerrolle und zur Förderung des internationalen Verkehres vom Kaiser Josef II. im Jahre 1779 ein Freihandelsprivilegium erhielt, das nach hundertjährigem Bestände, infolge Drängens der russischen Regierung und der Anfechtungen seitens der österreichischen Industriellen, welche sich durch diesen Freihandel verkürzt glaubten, aufgehoben wurde. Die größte Bedeutung hatte dies Privilegium und die Brodyer Vermittlung zur Zeit der napoleonischen Continentalsperre, da zu dieser Zeit jene großen Waarenquantitäten, welche sonst den Seeweg zu nehmen pflegten, über Land gehen mußten. Dieser kolossale Verkehr, der Brody für viele Jahre eine hervorragende Stellung unter den bedeutenderen Handelsplätzen und einen großen Wohlstand verlieh, dauerte bis zum Zusammenbruche der napoleonischen Herrschaft, somit von 1806 bis 1814. Eine ähnlich günstige Periode für diese galizische Handelsstadt trat zur Zeit des Krimfeldzuges ein, wo sämmtliche russische Häfen von den alliirten Westmächteu blockirt waren und der Waarenverkehr zwischen Rußland, Österreich und Deutschland den Landweg über Brody nahm. Der durch die internationalen Handelsverbindungen bedingte Verkehr mit dem Auslande bewirkte, daß es in der jüdischen Bevölkerung dieser Stadt, namentlich seit dem Regierungsantritte Kaiser Josefs, allerdings nur allmälig, zuerst zu dämmern begann. Trotzdem aber lagern noch tiefe Nebel in den Niederungen der jüdischen Bevölkerung Galiziens, in denen jeder Fortschritt ein Abweg ist und der Glaube den Aberglauben erzeugt. Noch immer werden am Bette der Wöchnerin, an den Thüren, Fenstern und am Kamin ihrer Stube mystische Zettel angebracht, welche böse Geister, Hexen, Zauberer beschwören und von Mutter und Kind abhalten sollen; noch immer löscht man brennende Kohlen unter Formeln, um die Wirkungen eines Schreckens oder eines bösen Blickes aufzuheben; durchmißt man die Friedhöfe mit Fäden, die dann als Dochte zu der Synagoge geweihten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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