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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 528 -
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528 umso erwünschter und wurden umsomehr gesucht, weil sie meist ihr dort erlerntes Gewerbe in die Heimat zurückbrachten. Die Frauen brachten die Kunst der orientalischen Stickereien und vielleicht den Gebrauch der gestickten Hemden mit, die wir noch heute in verschiedenen Gegenden antreffen, besonders an den Ufern des Dniester, des Prnth n. s. w. Und manche orientalische Stickmuster, die wir noch heute in Kirchen und Klöstern bewundern, wurden in der Sclaverei erlernt und vielleicht als Dankesvotum für die wiedererhaltene Freiheit am Altar niedergelegt. Aus dem Gesagten ist es leicht erklärlich, daß nnfere Hausindustrie noch jetzt Spureu dieser aus dem Osten und ans dem Westen stammenden Einflüsse zeigt. Infolge der Kriege nnd kriegerischen Streifzüge haben sich Leute von verschiedenem Ursprung ins Gebirge und den Wald geflüchtet, um dort Schutz zu suchen. Wir finden noch heute in der ganzen Gebirgskette von der bnkowinifchen längs der ungarischen und fast bis zur schleichen Grenze Bevölkerungen verschiedenen Ursprungs, die sich durch Tracht, Sitte uud eigene Hausindustrie von der übrigen Bevölkerung sehr unterscheiden. So vor Allem die Huzulen, welche an der bnkowinischen Grenze hauptsächlich im Kosöwer Bezirke wohnen, die Gebirgsbewohner im Stryjer, Sanoker n. s. w. Bezirke. Unter günstigen örtlichen Verhältnissen hat sich in gewissen Gegenden diese unsere Hausindustrie mit der Zeit nach der einen oder anderen Richtung mehr ausgebildet, so daß allmälig Centralpnnkte für dieses oder jenes Prodnet derselben unter Beibehaltung der alten Sitten und Traditionen der Bevölkerung entstanden. In jüngster Zeit haben sich unsere laudwirthschastlichen Bauernverhältnisse etwas verändert. Die jetzt gestattete nnd vielfach übliche Parcellirnng der Bauerngründe bewirkt, daß es bereits jetzt Gegenden und Ortschaften gibt, wo die Bewirthfchaftung des sehr verkleinerten Grundstückes zur Ernährung der Familie nicht mehr hinreicht und daher, je nachdem in der Familie irgend ein Prodnet der Hausindustrie besser cultivirt war, die Verfertigung dieses einen Productes zur Hauptbeschäftigung wird. Mehrt sich die Nachfrage nach solchen Produkten und reicht die Mitgliederzahl der eigenen Familie nicht mehr aus, um allen Bestellungen zu entsprechen, so werden Lehrlinge, Gehilfen angenommen, die Landwirthschaft wird ganz aufgegeben oder auf die Bebauung eines kleinen Gärtchens redneirt uud aus der Hausindustrie ist ein Kleingewerbe entstanden. Aber auch bei den auf die hier beschriebene Weise entstandenen Kleingewerben muß man noch solche unterscheiden, die das traditionelle eigenthümliche Gepräge der alten Hausindustrie, aus der sie entstanden sind, beibehalten haben und solche, die den allgemeinen rein industriellen Charakter besitzen. Die Producte unserer Hausindustrie tragen noch das alte traditionelle und nationale Gepräge und sind innig verbunden mit der Tracht unserer ländlichen Bevölkerung, die aus uralter Zeit stammt und für unser Klima und unsere Beschäftigung so anpassend ist, daß sich auch der Wohlhabende daran gewöhnt,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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