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und wenn er im Freien auf dem Lande zu thun hat, die Prodnete der Hausindustrie
benutzt und sich Vieles von der Banerntracht aneignet.
Haben wir bisher in Kürze die Entstehung unserer Hausindustrie uud der aus
dieser hervorgegangenen Kleingewerbe nach Wesen und Bedeutung für die Einwohner
des Landes im Allgemeinen zu erfassen gesucht, so wollen wir jetzt einen flüchtigen Blick
auf einzelne Erzengnißgrnppen werfen nnd dieselben kurz charakterisiren.
Unter den Erzeugnissen unserer Hausindustrie lassen sich im Allgemeineil folgende
Erzengnißkategorien (Industriell) unterscheiden: Erzeugnisse 1. der Weberei (Textil-
industrie); 2. der Thonindustrie; 3. der Holzhausindustrie; 4. Erzeugnisse aus Stroh
und Schilf; 5. Erzeugnisse aus Thierleder und Thierfellen; 6. Erzeugnisse ans Metall;
7. Erzeugnisse aus Stein; 8. Erzeugnisse der Frauenarbeit.
Die Erzeugnisse aller dieser Kategorien (Industrien) müssen wir wiederum in zwei
große Gruppen zusammenfassen. Die eine Gruppe besteht aus Erzeugnissen ohne allen
örtlichen oder traditionellen Charakter, welche dem allgemeinen Gebrauche dienen. Die
Erzeugnisse dieser Gruppe gehören schon meistens zum Kleingewerbe, wie z. B. Leinwand
für Wäsche ze. In die zweite Gruppe gehören alle Erzeugnisse, die nach alter Tradition
für und in einer Gegend erzeugt werden.
Die Unterscheidung dieser zwei Gruppe« ist für den Fortbestand unserer Haus-
industrie und für das Gedeihen unseres Kleingewerbes von der größten Wichtigkeit. Die
erste Gruppe besitzt schon mehr einen allgemeinen industriellen Charakter; das Originelle
nnd Typische der Erzeugnisse der zweiten Gruppe muß bei jeder speciellen Hausindustrie
besprochen werden.
j. Die Texti l industr ie (Weberei). Die Weberei war eine der Hauptindustrien
des Bauernhauses, deim Wolle, Hanf und Flachs, also Leinwand und Tuch bilden das
vorzüglichste Bekleidungsmaterial der ganzen Bevölkerung und die Weberei war nach der
Landwirthschaft die wichtigste Nebenbeschäftigung der ländlichen Bevölkerung. Es ist nicht
lange her, daß fast in jedem Bauernhause eiu Webestuhl war; in vielen Gegenden ist er ein
fester Bestandtheil der Wohnstube. Wir unterscheiden Weißweberei und bunte Weberei
von Flachs und Hanf. Die Flachsweißweberei ist in vielen Gegenden zum Kleingewerbe
geworden. Man benutzt bereits Webestühle von neuer Constructiou und der Betrieb ist
mehr fabriksmäßig, besonders in Westgalizien, wo es Colonien von Webern gibt, so zu
Krosno, Korczyn, Dembowiee, Gliniany n. s. w., die man nicht mehr zur Hausiudustrie
zählen kann, umsoweniger, als sie schon Fachschulen haben nnd Webergenossenschaften
bilden. Doch gibt es noch sehr viele Gegenden in Galizien, wo die Flachs-, Hanf- und
auch Tuchweberei als wahre alte Hausindustrie fortdauert. Fast im ganzen Lande,
besonders aber in Ostgalizien werden neben der weißen Weberei auch bunte Stoffe sowohl
Galizien. 34
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch