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Stellung und wurde in neuerer Zeit durch viele Motive bereichert. Compouisten, wie
Noskowski, Paderewski, Zarembski, Zelenski haben eine Art musikalischer Form geschaffen
und ausgebildet, welche sie Krakowiak benannten. Anßer dem Krakowiak gibt es noch
viele Volksweisen, welchen derselbe Tact zu Grunde liegt und welche dem Rhythmus
nach einer Polka ähnlich sind.
Die Polonaise und die Mazur bewegt sich im Dreiviertel-Tact. Als Lieder kommen
diese Rhythmen sehr oft vor; ein langsameres Tempo und weichere Accente besonders in der
Mazur verleihen diesen Liedern einen sehr mannigfaltigen Charakter. Dies verleitete einige
Ethnographen zur irrigen Eintheilnng in besondere Liedertypen nach verschiedenen Gegenden.
Im Gegentheil bilden diese Lieder eine große Familie, in welcher einzelne Gruppen sich
nur durch das Tempo und durch Accente unterscheiden.
Als Tänze sind die Polonaise und die Mazur die populärsten in Polen, als
Rhythmus und ausgebildete musikalische Formen die populärsten in der ganzen Welt. Als
Tanz gehörte in Polen die Polonaise zu den vornehmen herrschaftlichen Tänzen. Die
breite Melodie, der ruhige Rhythmus, das majestätische Tempo verleihen schon an und
für sich diesem Tanze einen vornehmen Charakter. Die Polonaise bietet einerseits dem
Componisten ein großes Feld zur Entfaltung melodischen Reizes, andererseits erfordert sie
vom Tänzer die größte Eleganz in den unzähligen, meist von ihm selbst improvisirten
Fignren. Polonaisen wurden häufig von gewandten Musikern verfaßt, anch berühmte
Meister in Italien, Frankreich nnd Deutschland zeigten eine besondere Vorliebe für diese
Form. In Polen war es im XVIII. Jahrhundert der Fürst Oginski, welcher dnrch eine
Reihe schöner melancholischer Melodien der Polonaise einen besonderen Reiz zu verleihen
wußte. Der Meister aber, welcher die Form der Polonaise zur größten Vollendung brachte,
ist Chopin.
Die Mazur und der ihr verwandte Oberek oder Obertas ist ein schwung- und
phantasievoller Tanz. Das Charakteristische liegt hier nicht nur im verschiedenartigen
Rhythmus, dessen Accente bunt durch einander auf alle einzelnen Tacttheile fallen, sondern
auch in schwungvollen Motiven, in eigenartigen Verzierungen und in melodischen Figuren.
Rhythmus, Tempo und Motiv bilden in der Mazur ein unzertrennliches Ganzes. Alles muß
einen nationalen Charakter haben, um zur vollen Geltung zu gelangen, und dieser Umstand
bildet bis jetzt eine unüberwindliche Schwierigkeit für einen NichtPolen bei der Composition
einer Mazur.
Dagegen haben sich die besten polnischen Componisten in der Mazur vielfach mit
Erfolg versucht, aber obenan steht auch hier Chopin, dessen zahlreiche Mazurkas als Muster
einer von ihm geschaffenen musikalischen Form bewundert werden. Die subjektiven Gefühle
des größten polnischen Meisters sind mit den nationalen so sehr getränkt, daß diese
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch