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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 572 -
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572 mehr zu einer adeligen Demokratie, die der königlichen Gewalt gegenüber auf ihre Freiheiten, den übrigen Volksclassen gegenüber auf ihre ausschließlichen Privilegien pochend, die oberste Gewalt lahmlegte und sie selbst auszuüben nicht politischen Sinn und Thatkraft genug besaß. Somit waren die Provinzialtage und der allgemeine Landtag ein günstiges Feld für allerlei (meist aristokratische) Demagogen, von denen sich die vielköpfige, politisch unreife Masse leicht bereden und beherrschen ließ. Von außen aber fingen Gefahren zu drohen an, von denen das XV. Jahrhundert kaum eine Ahnung hatte: im Südosten die Türken, im Nordosten der von der tatarischen Oberherrschaft soeben befreite Großfürst von Moskau, welcher, kaum selbständig geworden, auf Lithauen lüsterne Blicke warf, wiederholte Kriegszüge dahin unternahm und bereits um das Jahr 1515 den ersten Plan einer Theilung Polens zu spinnen begann. Die innere und äußere Lage wurde demnach ernst, und die polnische adelige Demokratie zeigte sich den Schwierigkeiten nicht gewachsen, die eine ebenso consequeute und thatkräftige wie vorsichtige Politik erheischten. Zn den genannten Schwierigkeiten trat als weitere die religiöse Reformation, welche zugleich alle politischen Tendenzen beeinflußte. Wie sehr aber auch die politische Stellung und die Leistungsfähigkeit Polens geschwächt erscheint, so steigt und erweitert sich doch wesentlich dessen Cultur. Geschrieben wird immer nur wenig; die Summe der Intelligenz wächst aber rasch, die Bildung erstreckt sich auf einen immer weiteren Kreis. Daß diese Cultur eine classische, humanistische Grundlage hat, ist im Charakter des Zeitalters begründet. Doch läßt sich eben jetzt eine wesentliche Änderung wahrnehmen. Die unmittelbare Nachbarschaft, die deutsche Abstammung der städtischen Bevölkerung, die vielfachen Verwandtschaften des herrschenden Geschlechts hatten die polnische Civilisation im XV. Jahrhunderte sichtbar unter den Einfluß der Deutschen gestellt. Jetzt räumt dieser dem westlichen, zunächst dein italienischen, den Platz. Die tägliche Leetüre, die erbauliche wie die scherzhafte, die religiösen Dramen und Mysterien werden noch immer deutschen Mustern nachgebildet, häufig deutscheu Büchern entnommen oder übersetzt. Die deutschen Angriffe auf die katholische Kirche liefern dem polnischen Protestanten und Controversisten den Kern seiner theologischen Kenntnisse und seiner Argumente. Aber alles, was zu einer höheren, zumal literarischen Bildung, zu den Formen und Sitten des gesellschaftlichen Lebens, znm Geschmack, vor allem aber zur Kunst gehört, das holt fortan aus Italien (später aus Frankreich) seine Muster. Eine italienische Fürstin auf dem polnischen Throne, Bona Sforza, König Sigismund I. zweite Gemaliu, ist die Trägerin dieser Richtung. Der Typus des eigentlichen humanistischen Dichters, der Weltmann und Höfling, nöthigenfalls Diplomat, lebenslustiger Gesell, seiner Stellung und Carriere immer eingedenk, nicht selten auch kirchlicher Würdenträger ist, hat zwar in Polen schon vor Bonas Anknnst
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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