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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 573 -
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573 existirt, doch ist es immerhin ein sinnreicher Zufall, daß der vielleicht bedeutendste, jedenfalls der typischeste dieser Poeten in ihrer Umgebung, an ihrem Hofe zur vollen Entwicklung seiner edleren wie schlimmeren Eigenschaften gelangt. Es ist dies Andreas Krzycki (Cricins), 1482 geboren, Bischof von Przemyöl, dann von Ptock, zuletzt Erzbischos von Gnesen und Primas des Reiches, gestorben 1537, zu diplomatischen Angelegenheiten vielfach benützt, als Dichter von großen ausländischen Gelehrten (Erasmus) gepriesen. Er versteht es trefflich, sich in die Gnnst hoher Gönner einzuschmeicheln, nötigenfalls auch dieselben in einem beißenden Epigramm zu geißeln. Leidenschaftlicher Bewunderer der römischen Dichter, mit den humanistischen bekannt, weiß er die einen wie die anderen nicht ohne Talent und Gewandtheit nachzuahmen. Ihm zur Seite steht der Danziger Johannes Flachsbinder, nach seiner Vaterstadt Dant iscus genannt, wie Krzycki Diplomat, Dichter und Bischof (von Ermeland), 1548 gestorben. Lange Jahre Gesandter bei Karl V., muß er sich an dessen Hof dichterischen Ruf erworben haben, da er vom Kaiser in den Adelstand erhoben und mit dem poetischen Lorbeerkranz ausgezeichnet wird. Der jüngste von diesen frühen lateinischen Dichtem, der einzige, bei welchem von einem höheren poetischen Talent und künstlerischen Sinn die Rede sein kann, ist Clemens Janicki, der Sohn eines Landmannes aus der Umgegend von Gnesen, geboren 1516, gestorben zu Krakall 1543. Der arme Jüngling fand einen Patron in Krzycki und nach dessen Tode in dem Wojwoden von Krakan, Kmita, mit dessen Unterstützung er die Universität Padua besuchte. Seine Eindrücke schildert er mit rührender Begeisterung; er ist bezaubert beinahe wie Goethes Wanderer. Auch muß er jenseits der Alpen nicht unbemerkt geblieben sein, da ihm ein Lorbeerkranz, und zwar ans den Händen des Eardinals Bembo zu Theil ward; eine ungleichmäßige, man könnte fast sagen, romantische Natur mit künstlerischer Vorliebe für Glanz, Luxus, üppiges Leben. Liebesgedichte fehlen selbst- verständlich nicht; die einen gefühlvoll, die anderen lebenslustig. Der Gruildtou ist jedoch meistens schwermüthig, wozu Janickis schwache Gesundheit, vielleicht Vorgefühle des frühen Todes, beitragen mochten. Das erste wahrhaft dichterische Talent, dem wir in der polnischen Literatur begegnen, hätte Janicki zum Vater der polnischen Dichtung werden können, wenn er länger gelebt und weuu er polnisch geschrieben hätte. Nnn ist aber die Zeit gekommen, wo diese Literatur zwar uoch uicht zu ihrer volle» Entwicklung gelangt, doch sich derselben mit raschen und mächtigen Schritten nähert. Die zwei Hauptmvmeute der damaligen europäischen Geschichte und Cultur, der religiöse Streit und die Wiederbelebung des classischen Alterthums uud das dritte heimische und nationale dazu, die politische Gähruug, die eiue Umwälzung im Staate herbeiführen sollte, das sind die Gestirne, unter denen die polnische Literatur dieser Zeit auf die Welt kommt und die ihre« ganzen Lebenslauf beherrschen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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