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Sein Hauptwerk: clv IiLi>ukIicu vineinlanda ist zuerst im Jahre 1551, dann
1554 in Basel, und anch in mehreren anderen Ausgaben erschienen. Es ist der umfang-
reichste, der systematischeste Reformplan, den die politische Literatur Polens im XVI., ja bis
spät ins XVIII. Jahrhundert aufzuweisen hat. Das zweite Buch, von den Gesetzen, enthält
die wichtigsten nnd selbständigsten Ideen Modrzewskis, nämlich die Gleichheit aller vor dem
Strafgesetz und die Abschaffung der Jurisdiction des Adels über das Landvolk. Die Art,
wie er das Justiz-, Heer- und Finanzwesen organisirt wissen will, entspricht einem allgemein
empfundenen uud vielbesprochenen Bedürfnisse. Hat aber Modrzewski diese Ideen mit
seinen Zeitgenossen gemein, so übertrifft er doch dieselben in der praktischen Auffassung
jener Fragen, vor Allem durch den Plan eines allgemeinen Steueretats, mittelst dessen er
die Staatseinkünfte zu vermehren und zu sicher» trachtet. Nur Eines läßt er außeracht:
den Mangel einer Exekutivgewalt.
Die Anfänge von Sigismund Augusts Regierung siud von religiösen Controversen
so sehr in Anspruch genommen, daß sich die weltliche Literatur schwer einen Platz neben
denselben erringt; doch nimmt sie in mancher Richtnng einen bedeutenden Aufschwung.
So zum Beispiel in der Geschichtsschreibung. Orzechowski legt in seinen Annalen kein
geringes historiographisches Talent an den Tag. Martin Kromer, Bischof von Ermclaud,
eines der Häupter der katholischen Partei, geboren zu Bieez 1512, gestorben 158!»,
veröffentlicht seine ?olvnin sive cle 0 limine et lisdus Pestis polonoruiu 1555.
Im schönsten Latein, im edelsten geschmackvollsten Stil, der immer einfach bleibt, erzählt
er die polnische Geschichte seit dem Anfang bis zum Jahre 1506. Die moderne Kritik
spricht ihm zwar einen selbständigen Quellenwerth ab. Aber die Zeitgenossen nahmen
Kromers ?olonin mit Enthusiasmus auf; denn sie war ein Meisterwerk der Geschichts-
schreibung, wie sie jene humanistische Zeit verstand und verlangte. Dreißig Jahre später
votirte der Reichstag dem greisen Verfasser eine öffentliche Daukfaguug und das
XVII. Jahrhundert studirte die Landesgeschichte fast ausschließlich aus Kromer.
So stand die polnische Literatur, als gegeu das Jahr 1556 oder 1557 ein kleines
Gedicht sich in Eopien schnell verbreitete, welches — wie erzählt wird — aus Paris
geschickt wurde und allgemeine Bewunderung hervorrief. Es begann mit den Worten:
„Was willst du Herr vou uns für deine reichen Gaben", und ging in einen Lobgesang
ans den Schöpfer und seine Schöpfung über. Endlich war in Polen die Poesie eingezogen.
Johann Kochanowski, Sohn eines wohlhabenden Edelmannes aus der Wojwod-
schast Sandomir, wurde im Jahre 1530 auf dem väterlichen Landgute Sycyua geboreu.
Im Jahre 1545 ist er in die Ltuckiosorum der Krakauer Universität eingeschrieben.
Ob er seine Studien in Deutschland fortgesetzt hat, ist mehr als zweifelhast, dagegen
gewiß, daß er mehrere Jahre in Italien, und zwar in Padua zugebracht, von da aus
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch