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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 581 -
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581 mit den paternu rura zufrieden, dichtet weiter, macht sich auf seines Gönners Myszkowski Wunsch an die Übersetzung der Psalmen und kommt zur Einsicht, daß es am Ende doch Zeit wäre, an eine Heirat zu denken. Nach mehreren Jahren der Überlegung vermählt er sich (1574) mit der Schwester eines Nachbars, Dorothea Podlodowska. Einige allerliebste Lieder und die Sodvtka , ein idyllisches Gedicht zu Ehren des landesüblichen Gebrauches, am Johannis-Vorabende mitten in den Feldern Feuer anzuzünden und rings herum zu singen, gehen seiner Heirat voran. Stefan Bathory besteigt den Thron; sein Anblick erfüllt den Dichter mit neuem Muth und neuer Begeisterung. Endlich sieht er einen König auf dem Thron, der allen Wünschen seines Herzens entspricht. Unter diesem Eindruck tritt er in die letzte Periode seiner dichterischen Thätigkeit. Den hohen politischen Absichten des Königs sucht er mit seiner Feder zu dienen. Kleinerer Gedichte politischen Inhalts nicht zu gedenken, legt er seinem classischen Drama eine politische Tendenz unter. Es ist dies die Oc lp rava ?c»stövv Fi-eclilcl, (Abfertigung der griechischen Gesandten). Der Inhalt ist der Geschichte des trojanischen Krieges entnommen; Menelaos und Ulysses erscheinen in Jlion, um Helena friedlich abzuholen, und werden abgewiesen. Die Form ist der griechischen Tragödie streng nachgeahmt, mit treffender Charakteristik der Personen, ernstem majestätischem Ton in den Chören und edlem Pathos in einigen Scenen. Das Interessante aber ist, daß die Tragödie zugleich eine tendenziöse Brochnre, diese trojanische Geschichte eine Anspielung auf die polnische ist. Der Rath der trojanischen Großen unter König Priamns Vorsitz ist ein lebendiges Bild des polnischen Reichstags. Die Weissagungen der Seherin Kassandra beziehen sich auf die Republik, speciell auf die Königswahl; die Schlußworte, in denen sich die Tendenz des Werkes eoncentrirt, sind darauf berechnet, die Gemüther für den Kriegszug gegen Moskau zu entflammen. Die Psalmenübersetzung hat für die polnische Literatur eine Bedeutung, wie sie dergleichen Arbeiten nur selten zukommt. Der poetische Stil erreicht hier den höchsten Grad der Vollkommenheit. Majestät und Pathos, herzzerreißender Jammer und inniges Flehen, alles weiß Kochanowski in einer Mannigfaltigkeit der Versmaße wieder- zugeben, daß seitdem nichts für diese Sprache unerreichbar war. Einige Jahre später wurde der Dichter von einem schweren, eigentlich dem einzigen schweren Unglück in seinem Leben getroffen: er verlor sein zweijähriges Töchterchen Ursula. Das Kind ist durch des Vaters Schmerz unsterblich geworden. Er schrieb seine l'i-en? (Todtenklage). Elternliebe, Elternschmerz begegnen sich in der Lyrik der ganzen Welt selten. Einen Ausdruck wie Kochanowski diesen Gefühlen zn geben vermochte, dürfte man schwerlich anderswo finden. Seine neunzehn Elegieu umfassen den ganzen Kreis jener Leiden, die man nach dem Tode eines theuere« Wesens empfindet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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