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Reich den periodischen Gefahren immer neuer Königswahlen auszusetzen. Die venetianische
Verfassung wird da als Muster hingestellt.
Die politische Literatur wird im letzten Viertel des XVI. Jahrhunderts sehr reichhaltig.
Als Repräsentanten ihrer Hauptrichtungen wären zu erwähnen: Christof Warszewicki
(gestorben 1603), der entschiedenste Monarchist unter den Schriftstellern seiner Zeit, der
eifrigste Fürsprecher der österreichischen Candidatnr und Politik, jedoch als bezahlter Agent
und unehrenhafter Charakter ohne Ansehen und Einfluß; Demetrius Solikowski, Erzbischos
von Lemberg, und Andreas Ciesielski, beide Gegner der allgemeinen Königswahl; endlich
Peter Grabowski und Josef Wereszczynski, die sich vorwiegend mit der damaligen
orientalischen Frage befassen und angesichts der stets drohenden Türkengefahr zur
Colonifation der östlichen Wojwodschasten mahnen. Es schwebt ihnen dabei das Ideal
einer militärischen Colonie vor, die zugleich eine Kriegsschule und ein zum Kampfe gegen
die Ungläubigen berufener ritterlicher Orden wäre. Als Endziel erscheint ihnen ein
Kreuzzug gegen die Osmanen und die Auftheilung ihres Reiches, wobei Polen die Krim
und die nördliche Küste des Schwarzen Meeres zufallen sollte.
Die Anzahl der Historiker ist gleichfalls beträchtlich. Joachim Bielski veröffentlicht
unter seines Vaters Martin Namen seine krvnilcu ? o l s k a (Chronik von Polen).
Unter vielen zeichnen sich besonders zwei aus: >swixtostaw Orzelski, der ein höchst
interessantes Bild der drei ersten Interregna und Königswahlen hinterließ, und Rein hold
Heidenstein, ein Danziger, Chef der Kanzlei König Stefan Bathorys, dessen K e r u m
?c»1onicarum I^ibri XII., ein ausgezeichnetes politisches Urtheil bezeugen. Die sechs
Bücher vor allem, in denen er die Kriegszüge gegen Moskan erzählt, unter der direkten
Aufsicht des Königs geschrieben nnd von demselben hie und da mit Bemerkungen versehen,
sind ein wahres Meisterwerk.
Die religiöse Literatur und theologische Polemik geht natürlich ihren Weg weiter.
Wir übergehen hier die Namen der zahlreichen Bibelübersetzer und Prediger, mit einziger
Ausnahme des Jakob Wujek, dessen Übersetzung bis jetzt als der einzig antorisirte polnische
Text der Vul^aw dasteht. Dagegen ist aus dem katholischen Lager der größte Redner, der
größte Prosaiker hervorgegangen, welchen die polnische Literatur bis heute besessen hat.
Peter Skarga wurde in Grojec (in Mazovien) im Jahre 1536 geboren. Die
Universität hat er in Krakau besucht. 1564 zum Priester geweiht, wurde er als Prediger
und Canoniens bei der Lemberger Kathedrale angestellt und gelangte sogleich durch seine
Beredsamkeit und zahlreiche Bekehrungen von Protestanten und Schismatikern zu großem
Ruhm. Der Beruf eines Weltpriesters genügte ihm aber nicht: er wurde Jesuit. 1569
trat er zu Rom ins Noviziat ein. 1571 nach Polen zurückgekehrt, wurde er 1573 uach
Wilna geschickt, wo er unter den zahlreichen Calvinisten manche ansehnliche Persönlichkeiten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch