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(wie eine Linie des Hauses Radziwitt) zum Katholicismus bekehrte und zugleich dem
Schisma sein Augenmerk widmete. Sein Werk: O ^eclnosei Xosciola IZc»2eA0 (Über
die Einheit der Kirche Gottes) 1576, wird von der katholischen Theologie bis jetzt als
eines der besten das griechische Schisma betreffenden angesehen. Stefan Bathory ernannte
Skarga zum Reetor der in Wilna gegründeten Akademie und wollte ihn während seines
Kriegszuges nach Polock um sich haben. Sigismund III. berief ihn (1588) an seinen Hof
als Prediger und Beichtvater. Als solcher ist er bei dem Abschluß der kirchlichen Union
(Brese 1596), im Zebrzydowski'schen Civilkriege als Vermittler thätig. Alt, müde und
krank verabschiedete er sich vom Hofe im Jahre 1611 und starb 27. September 1612 zu
Krakau, wo er in der damals den Jesuiten gehörenden Peterskirche bestattet ist.
Auffallend ist bei allen Schriftstellern des XVI. Jahrhunderts ein dumpfes
Vorgefühl, die Angst vor einer schwarzen Zukunft, die über die Republik verhängt ist.
Die ersten Klänge solcher Ahnung lassen sich schon bei Krzyeki nnd Dantiscus vernehmen,
Modrzewski begründet sie mit dem Übergewicht eines Standes über alle übrigen. Der
lebensfrohe Rey wird düster, wenn er den König kinderlos sieht und in die Zukunft blickt.
Orzechowski erhebt sich zu einem erschütternden Pathos, wenn er fragt, was das Ende von
allen den religiösen und politischen Zerwürfnissen sein werde. Kochanowski, Görnicki,
Solikowski, Grabowski, alle sind von ähnlichem Granen und Schrecken erfüllt. Ist das
dunkle Ahnung oder die Einsicht, daß ein Staat ohne Exekutivgewalt und mit einer
periodischen Königswahl eine unheilbare Krankheit in seinem Inneren trägt? Sonderbar
ist dieses Gefühl jedenfalls, mitten im Glanz und Gedeihen.
Dieser Gesinnung gibt Skarga einen unübertrefflichen Ausdruck. Als Hofprediger
hatte er die Obliegenheit, während der Reichstagssession jeden Sonntag beim Hochamt
zu predigen. Diese Reichstags-Predigten erschienen 1600 im Druck. Das Jahr, in welchem
sie gehalten wurden, ist unbekannt. Die zweite Predigt, von der Vaterlandsliebe, ist
durch psychologische Kenntniß des polnischen Charakters, durch glänzende Darlegung
der religiösen Pflicht, ein guter Bürger zu sein, ausgezeichnet. Die sechste, vou der
Erniedrigung der königlichen Macht und Autori tät , ist die politisch wichtigste;
überhaupt eine der weisesten Mahnungen, die das alte Polen je vernommen hat. Skarga
ist Monarchist: „nicht nach der Türken oder Moskowiten Art dem Despotismus gewogeu
und ergeben"; aber für einen großen Staat dünkt ihm die republikanische Form unzweck-
mäßig, ja gefährlich. „Denn das, was ihr Demokratie nennt, hat immer die Folge und
den Ausgang, daß die demokratische Mehrheit von schlauen Individuen, von Demagogen
verführt wird, deren wahre Triebfeder nie das allgemeine Wohl, nie das Vaterland,
sondern die eigene Hoffahrt oder Geldbegierde ist." Eine gemäßigte (wie wir heute sagen,
eine konstitutionelle) Monarchie mit einem König, der regieren kann, ist Skargas Ideal.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch