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nicht aber sein tragisches Geschick. In spätein Alter sah er sich gezwungen, mit den Türken
Frieden zu schließen, deren überwältigende Macht er sonst nicht von dem Eingriff in die
Grenzen der Republik mit seinen schwachen Kräften hätte aufhalten können. Da ihm dies
von Eifersüchtigen als Verrath gedeutet wurde, zog der tief verletzte Greis, als im Jahre
1620 ein neuer Einfall drohte, mit ganz ungenügenden, zum Theil auf eigene Kosten
gesammelten Kräften gegen den Feind und fiel bei Cecora. Sein Haupt wurde vom Rumpf
abgehauen und nach Constantinopel gebracht, sein Sohn, an des Vaters Seite verwnndet,
gefangen genommen. Losgekauft, starb dieser bald darauf an Erschöpfung. Beiden setzte
des Hetmans Witwe, Regina, geborene Herbnrt, in der Zötkiewer Kirche ein Grabmal
mit der Inschrift: ,^xoriare u!i<zuis nostris ex ossibus ultc»r.« Diese Inschrift las schon
als Kind des Hetmans Urenkel und Rächer König Johann Sobieski. Dieser Mann also,
Zötkiewski, hinterließ eine Beschreibung seines Moskauer Feldzuges; einfach, unbefangen
nnd schlicht geschrieben, ist dieser „Anfang nnd For tgang des Moskowitischen
Krieges" eine wahre Perle der polnischen Historiographie.
Ein Jahr nach der tragischen Katastrophe von Cecora brach ein nener Türkenkrieg
aus und endete mit dem überaus glänzenden Ehoeimer Siege. Die Geschichte dieses Feld-
zuges ( lüommenturius dell i (ükotinensis) hat Jakob Sobieski geschrieben, der
Genial einer Enkelin des gefallenen Zötkiewski, und König Johanns Vater, ein Mann
von wohl verdientem Ansehen, Bevollmächtigter der Republik auf dem Westphälischen
Friedenseongreß, zuletzt Castellan von Krakau und als solcher erster Senator der Republik,
auch als ausgezeichneter Reichstags- und Gelegenheitsredner viel gerühmt.
Es läßt sich nicht leugnen, daß mitten in dem allmäligen Sinken des politischen
Ansehens und der wissenschaftlichen Bildung, das patriotische und religiöse Bewußtsein,
das Pflichtgefühl, der heroische Aufopferungsgeist in einigen auserlesenen Männern des
XVII. Jahrhunderts sich zu einer Höhe erhebt, die dem glücklicheren XVI. Jahrhundert
nicht bekannt gewesen war. Jener kriegerische und katholische Geist, der einen Zötkiewski,
später einen Ezarniecki und Sobieski beseelt, spiegelt sich in der Literatur hauptsächlich in
einem Prediger ab, in dem Dominicaner Fabian Birkowski, Hof- und Feldkaplan
des Kronprinzen Wtadystaw (geboren zu Lemberg 1566, gestorben zu Krakau 1636).
Oft weitläufig und von den erkünstelten Eoncetti bereits angekränkelt, zeigt er doch
Phantasie und hinreißende Kraft, nicht selten auch eine gewisse sympathische Soldaten-
derbheit, die ihn trotz seiner Fehler zu einem großen und höchst beliebten Redner machten.
Die Hauptgestalt in der Literatur jener Periode ist S imon Starowolski
(geboren 1588, gestorben 1656) nicht nur deshalb, weil er mehr als alle anderen in den
verschiedensten Richtungen schrieb, sondern besonders deßhalb, weil er über die Zeitfragen
am tiefsten nachgedacht, dieselben am ernstesten behandelt hat. Polyhistor nach damals
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch