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lyrischen (meist erotischen) Gedichten huldigt er dem damaligen französischen bei es^r i t ,
der ein artiges Madrigal höfisch, schmeichelhaft, witzig, öfters lüstern, mitunter aber auch
gefühlvoll, nicht ohne Talent und gewisse Kunstfertigkeit zu Ehren der eben bewunderten
Schönheit zu schreiben immer bereit ist. Zuweilen, besonders wenn er politische Ereignisse
und Zustände berührt, wird Morstin ernst, ja sogar pathetisch.
Geistreich, leider ganz formlos sind die Satyren Christoph Opal inskis (gestorben
1656), welcher als der Typus eines gefährlichen Oligarchen bis jetzt mit Abscheu genannt
wird. Als Geschichtsschreiber sind in diesem Zeitraum vor allen der Dichter Kochowski
und Lorenz Ru da wski, Domherr von Olmütz, zu nennen. Diese Epoche brachte auch
den merkwürdigsten aller polnischen Memoirenschreiber hervor. Es ist dies Johann
Chrysostom Pasek, ein Osficier, der unter Ezarniecki die schwedischen und russischen
Kriege mitgemacht hat. Seine Erzählungsweise gilt für das schönste Beispiel polnischer
Heiterkeit und Schlagfertigkeit. Neben Rey, Kraficki und Fredro wird der naive Pasek,
dem es nie eingefallen ist, sich selbst für einen Schriftsteller anzusehen, als ein in seiner
Art classischer Repräsentant des polnischen Hnmors betrachtet und genannt.
Die weltliche, wie die kirchliche Beredsamkeit wird theils durch bombastische Perioden,
theils dnrch gemeine Witze entstellt. Die politische Prosa verliert jenen hohen reformatorischen
Charakter, der sie im XVI. Jahrhundert auszeichnete; an dessen Stelle tritt jetzt die
Verherrlichung des polnischen S ta tus quo. Andreas Maximil ian Fredro, Castellan
von Lemberg, später Wojwode von Podolien (gestorben 1679), ein geistreicher und
gebildeter Mann, ein eifriger Patriot und biederer Charakter, zugleich aber ein Fanatiker,
hnldigt in seinen Schriften allen jenen politischen Vornrtheilen, die Polens Untergang
herbeiführen sollten. Er motivirte philosophisch die Nothwendigkeit des l i b e r u m votu,
der Interregna, des Mangels an stehenden Heeren und Festungen n. s. w. In seinem Vir
t lvnsili i stellt er ein System der gebräuchlichen bombastischen Redekunst zusammen.
Seine Sprichwörter , inhaltlich den berühmten Maximen des Larvchefoncanld ähnlich,
dürften an Werth denselben kaum nachstehen.
Bis jetzt ist es nur Dämmerung, Finsterniß kommt erst mit dem Anfang des
XVIII. Jahrhunderts. Für die Literatur, sowie für den inneren Zustand Polens ist die Zeit
der sächsischen Könige, besonders jene Augusts II. (1697 bis 1733), die allertraurigstc.
Eine Dicht- und Redekunst arm an Gedanken, öfters grotesk in der Form; eine Geschichts-
schreibung, die sich mit Katalogen von Königsnamen begnügt und höchstens noch einige
interessante Denkwürdigkeiten hervorbringt. Das Schulwesen und dessen Resultate sind
kläglich. Doch führt das Übermaß des Übels selbst eine Reaction herbei. Es gibt Männer,
die sich den Verfall der Cultur, mehr noch jenen der Republik zu Herzen nehmen und sich
ernstlich bemühen, Gegenmittel ausfindig zu machen. Zu diesen gehört S t au i s t aw
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch