Seite - 601 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19

601 Seine philosophischen Begriffe sind wohl unter Ronsseans Einfluß gebildet; auch in seiner Schreibart läßt sich dieser Einfluß mehrfach wahrnehmen, Hugo Kolkontaj , geboren 1750, Domherr in Krakau, dann Referendarius, endlich Vice-Kanzler, war eine politische Capaeität ersten Ranges, einer der Leiter der Reform- partei. Seine erste That war die Reorganisation der Krakauer Universität, die er (1777 bis 1782) glänzend durchführte. Bei der Vorbereitung und Durchführung der Verfafsnug des 3. Mai war er einer der Thätigsten und Tüchtigsten. Seine Anonymen Briefe (1788) enthalten das Programm seiner Partei; es ist der praktische Ausdruck jener Grundsätze, die Staszyc theoretisch darlegte. Das Ganze schließt mit einem fertigen Gesetzesvorschlag, von dem die im Jahre 1791 votirte Verfassung nur wenig abweicht. Alexander Fredro. Nach der Konföderation von Targowiea mnßte er flüchten. Er wandte sich nach Dresden und Leipzig, wo er im Verein mit dem Grafen Jguaz Potoeki uud mit Benutzung eines Redacteurs Dmochowski das Werk Von der Entstehung und dem Untergang der Verfassung des 3. Ma i schrieb. Das Werk ist in dem Sinne einseitig, daß die Verfasser die Fehler ihrer Partei nicht einsehen oder verhehlen und die ganze Verantwortlich- keit für den unglücklichen Ausgang auf den König schieben. Als Darstellung des thatsächlichen Verlaufes aber, der Berechtigung und der Tendenz des 3. Mai, sowie als Widerlegung der von Gegnern und Feinden ausgestreuten Lügen ist das Buch aus- gezeichnet. Seit 1795 verstummt die Literatur. Etwas Unerhörtes, Ungeheures ist geschehen: man sieht und weiß es, doch vermag man die Gefühle nnd Gedanken nicht zu ordnen, noch weniger sich von ihnen Rechenschaft zu geben. Verzweifelt, bestürzt stehen Alle da, lautlos, beinahe gedankenlos. Das einzige, was der Literarhistoriker ans jenen Jahren zu