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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 604 -
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604 unter den damaligen Classikern — Cajetan Kozmian. Im Jahre 1772 geboren (in der Lnbliner Wojwodschaft), nach 1795 österreichischer Unterthan, mit einer gründlichen classischen Bildung allsgerüstet, ist er Classiker im römischen, nicht im französischen Stil nnd Geschmack. Seine Prosa — eine muster- und meisterhafte Prosa — trägt sichtbar den Stempel des Livins an sich; seine Gedichte sind in Stil, Versban und Ton den Römern nachgebildet. Virgil galt ihm für den größten Dichter aller Zeiten; ihn ersah er sich zum Vorbild. Landleben und Ackerbau geben ja dem polnischen Leben Hauptform nnd Richtung; da meinte Kozmian, nichts könne nationaler sein, als ein Gedicht, welches der Form nach den Georgica nachgebildet, nach Inhalt und Geist echt polnisch wäre. Jahrelang schrieb er sein Ziemianstwo (Landleben), bis er es endlich zu der gewünschten Vollkommenheit brachte. Nach den Georgica blieb dem alten Virgil nur eines übrig: eine Äneis zustande zu bringen. Sein ganzes Leben hat Kozmian von einer derartigen Aufgabe geträumt, über dreißig Jahre daran gearbeitet, und endlich, kurz vor seinem Tode hat er seinen S te fan Czarnieeki vollendet, ein großes heroisches Gedicht in zwölf Gesängen, welches freilich die Gebrechen aller Kunstepen in sich trägt, aber reich an Schönheiten ist. Anch schrieb er einige politische Gedichte in Epistelform, vielleicht das beste, was er gedichtet hat. Er ließ sie aber, wie auch seine übrigen Gedichte, nicht erscheinen, sie wurden erst nach seinem Tode, welcher im Jahre 1856 erfolgte, veröffentlicht. Auch hinterließ Kozmian Denkwürdigkeiten, die als eine Quelle ersten Ranges zur Kenntniß seiner Zeit angesehen werden können. General Franz Morawski (1783 bis 1861) war Kozmians bewährtester und theuerster Freund, als Talent und Charakter aber dessen vollständiger Gegensatz, eine heitere, lebenslustige Soldatennatur, im späteren Alter mit seinem Landgnte Lnbonia (Großherzogthum Posen) beschäftigt, in seiner Jngend wie in seinem Alter allgemein beliebt wegen seines sympathischen Wesens, seines feinen Witzes und seiner hohen Bildung. Schöpferische Phantasie besaß er nicht; aber inniges Gefühl äußert sich in den lyrischen Gedichten, köstlicher Witz und Humor in den Episteln, Epigrammen und vor Allem in den Fabeln; eine leichte, elegante, graziöse Form sichern ihm eine ehrenvolle Stellung unter den polnischen Dichtern des XIX. Jahrhunderts. Gleichzeitig entwickelt sich der Roman. Aus der ziemlich großen Menge solcher Versuche ist jedenfalls ein Werkchen hervorzuheben. Interessant lind charakteristisch als Denkmal der Gesinnungen und Gebräuche jener Zeit, verdient es auch deßhalb genannt zu werden, weil der Verfasser, eigentlich die Verfasserin, eine eigenthümliche und sympathische Persönlichkeit ist. Der Roman heißt Malv ina oder der Jnstinct des Herzens, und stellt dar, wie zwei Zwillingsbrüder, einander so ähnlich, daß sie gar nicht zu unterscheiden sind, sich um die Liebe derselben jungen Witwe bewerben. Beide nicht mit einander zu
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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